Gallup-Studie: Fast 80 Prozent der Beschäftigten macht nur noch das Nötigste im Job

3. April 2025

Immer mehr Beschäftigte in Deutschland engagieren sich kaum noch im Job. Das zeigt eine neue Studie. Auch sonst sind die Zahlen alarmierend, denn die Bindung an den Arbeitgeber ist so gering wie nie zuvor.

Der diesjährige Gallup Engagement Index hat es in sich: Demnach machen 78 Prozent der Befragten nur noch Dienst nach Vorschrift. Das ist der höchste Wert seit der Index 2001 erstmals erhoben wurde. Lediglich 9 Prozent geben an, gute Führungskräfte und daher auch eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber zu haben. Auch das Vertrauen in Führungskräfte ist weiter im Sinkflug und hat im Vergleich zu 2022 um 20 Prozentpunkte abgenommen.

Die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie in einem Jahr nicht mehr bei ihrem aktuellen Arbeitgeber sein wollen. Die Zahlen überraschen zunächst angesichts der Meldungen über die kriselnde Wirtschaft in Deutschland. Doch der Trend, seinem Arbeitgeber nicht mehr langfristig die Treue zu halten, lässt sich bereits seit mehreren Jahren beobachten. Seit dem Jahr 2018, als noch 78 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer keine Abwanderungsgedanken hatten, ist der Wert kontinuierlich um 28 Prozentpunkte gesunken.

Auch wir erleben im Alltag unserer Personalberatung immer häufiger, dass Menschen nicht mehr bereit sind, langfristig in einem Umfeld zu arbeiten, in dem sie sich nicht motiviert oder wertgeschätzt fühlen. Die Bereitschaft zu einem Wechsel ist daher deutlich stärker ausgeprägt. Gallup-Chefanalytiker Marco Nink geht davon aus, dass Arbeitnehmer in Deutschland trotz negativer Wirtschaftszahlen ihre Chancen am Arbeitsmarkt weiterhin positiv einschätzen – vor allem angesichts des spürbaren Arbeits- und Fachkräftemangels.

Emotionale Bindung zu Beschäftigten schaffen

Als Personalberater sehen wir, dass Unternehmen sich vieles einfallen lassen, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren. Dennoch klafft manchmal zwischen Anspruch und Umsetzung noch eine Lücke – die Unternehmen möglichst schnell schließen sollten. Wir raten unseren Kunden daher auch gerne zu Maßnahmen, die kurzfristig umzusetzen sind. Das können flexible Arbeitszeitregeln sein, Weiterbildungsangebote, aber vor allem offene Ohren und Türen der Führungskraft.

Schaut man sich eine weitere Zahl der Gallup-Studie an, fällt auf, dass immerhin die Zahl der sogenannten inneren Kündigungen deutlich abgenommen hat – von 19 Prozent in 2023 auf 13 Prozent im vergangenen Jahr. Für Gallup ein Ergebnis von gezielten Maßnahmen der Unternehmen. Gleichzeitig bemängelt die Unternehmensberatung jedoch, dass man es nicht geschafft habe, die Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu stärken.

Zugegeben, in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, Umbrüchen – nicht nur in der Arbeitswelt – und teilweise Überlastung aufgrund von Personalmangel fällt es schwerer, Menschen zu Höchstleistungen anzuspornen. Dennoch ist genau das die Aufgabe moderner Führung: die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und eine hohe emotionale Bindung zu schaffen.

Die gesunkene Bindung an die Unternehmen kann aber auch damit zusammenhängen, dass immer weniger Befragte wenig Vertrauen in die finanzielle Zukunft des Arbeitgebers haben – im vergangenen Jahr waren es lediglich 34 Prozent. So niedrig lag der Wert zuletzt in Zeiten der weltweiten Rezession im Jahr 2008.

Emotionale Bindung an Arbeitgeber wirkt sich auf Fehltage aus

Die emotionale Bindung an den Arbeitgeber ist auch deshalb nicht hoch genug einzuschätzen, weil sie Auswirkungen auf Fehlzeiten hat. Laut der Gallup-Studie lag die Zahl der Fehltage bei Mitarbeitern mit geringer Bindung zu ihrem Unternehmen bei 7,7 Tagen, bei jenen mit einer hohen emotionalen Bindung lediglich bei 5 Tagen.

Fokus auf Stärken der Mitarbeiter als Schlüssel

Besonders zu denken geben sollte den Chefetagen der Firmen, dass nur noch 21 Prozent der Befragten ihrer Führungskraft uneingeschränkt vertrauen. Dieser Wert lag 2019 noch bei 49 Prozent. Als Headhunter und Personalberater sehen wir hier dringenden Handlungsbedarf, denn das Vertrauen der Beschäftigten ist einer der Schlüssel zum Erfolg.

Die Gallup-Studie liefert dafür einen Ansatzpunkt: die Orientierung auf die Stärken der Belegschaft. Befragte, die eine Fokussierung auf ihre Stärken erleben, sind achtmal so oft „hoch emotional gebunden“ als diejenigen, bei denen das nicht so ist. Hier liegt viel Verbesserungspotential für die Führungskräfte, denn gleichzeitig geben nur 3 von 10 Beschäftigten an, dass ihre Stärken und positiven Eigenschaften bei ihren Vorgesetzten im Mittelpunkt stehen.

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