Kleine Pausen, große Wirkung: Mit Entschleunigung gegen den Stress

11. Juni 2025

Ein Projekt steht kurz vor dem Abschluss, das nächste Meeting ruft und dann wartet noch ein wichtiges Kundengespräch: Immer mehr Beschäftigte fühlen sich bei der Arbeit gestresst. Kurze Auszeiten können helfen, doch sie werden viel zu oft unterschätzt.

Fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland ist im Job häufig oder sehr häufig gestresst. Das zeigt eine Umfrage der Krankenkasse KKH. Die Gründe sind vielfältig, unter anderem klagen die Befragten über hohe Arbeitsbelastung, viele Neuerungen und ständige Meetings. Die KKH-Umfrage zeigt aber auch, dass das Problem oft hausgemacht ist: 65 Prozent der Befragten geben an, sich selbst unter Druck zu setzen, weil sie ihre Aufgaben so gut wie möglich erledigen möchten.

Kleine Auszeiten sind wichtig, damit Körper und Geist eine Pause bekommen. Daher sollten Beschäftigte darauf achten, dass sie ihre Pausen auch wirklich nehmen und den Feierabend pünktlich antreten. Und Unternehmen sind gut beraten, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei zu unterstützen. Unserer Erfahrung als Personalberater nach, gibt es Pausen häufig zwar auf dem Papier, sie gehen aber unter, wenn viel zu tun ist. Manche Beschäftigte verzichten sogar auf die Mittagspause, wenn viel zu tun ist.

Stress macht krank – und wird trotzdem gerne ignoriert

Gehetzt sein, ständig unter Druck stehen: Für viele ist das schon Gewohnheit. Dass Stress krank macht, ist eigentlich bekannt. Dennoch werden Warnsignale gerne ignoriert und man kämpft sich eben durch besonders arbeitsintensive Wochen – bis zum Burn-out oder zu einer anderen Krankheit, die einen dann zwangsweise ausbremsen.

Insbesondere größere Firmen bieten heutzutage Entspannungstrainings oder Yoga-Kurse an, andere haben einen Achtsamkeitsbeauftragten. Doch schon mit regelmäßigen Bildschirmpausen und der Trennung von Arbeit und Freizeit lässt sich das Stresslevel reduzieren. Gesundheitsexperten empfehlen, spätestens alle 90 Minuten eine Pause am Arbeitsplatz einzulegen. In manchen Berufen sind regelmäßige Pausen sogar vorgeschrieben, weil sich damit Unfälle oder Fehler vermeiden lassen. Etwa in der Produktion oder auch in der Medizin.

Gerade bei der Bildschirmarbeit ist es wichtig, den Augen ein wenig Ruhe zu gönnen und vielleicht einfach mal einige Minuten aus dem Fenster zu sehen oder die Augen zuzumachen, bewusst zu atmen und an ein besonders schönes Ereignis zu denken. Am besten ist es, den Arbeitsplatz in der Pause zu verlassen. Durch die räumliche Abgrenzung kann man besser abschalten. Sich in Ruhe einen Tee kochen oder eine Achtsamkeitsübung verhelfen zu neuer Energie.

Aktive Pausen bauen Stress ab

Entschleunigung wirkt wohltuend, aber auch aktive Pausen bauen Stress ab. Ein Spaziergang um das Bürogebäude oder ein paar Minuten Gymnastik am Schreibtisch helfen, den Kopf frei zu machen und damit wieder aufnahmebereiter für neue Aufgaben. Bewegung hilft, die Stresshormone Adrenalin und Kortisol abzubauen. Gleichzeitig werden Glückshormone freigesetzt.

Ab sechs Stunden Arbeitszeit ist eine gesetzliche Pause von 30 Minuten verpflichtend. Wer länger als neun Stunden arbeitet, hat einen Anspruch auf 45 Minuten Pause. Neben einer längeren Pause, kann es sinnvoll sein, mehrere kurze Pausen zu nehmen. Denn die Arbeitswissenschaft hat herausgefunden, dass der Erholungseffekt am Anfang der Pause am größten ist.

Außerdem sind Beschäftigte in der ersten Tageshälfte meist noch ausgeruht und benötigen weniger Pausen. Am Nachmittag lässt die Konzentration nach – dann sind mehr Erholungsphasen angesagt. Wer seine Arbeit als sinnstiftend empfindet, nimmt sie meist weniger als Arbeit war – auch das trägt dazu bei, Stress zu reduzieren.

Klare Regeln für Erreichbarkeit im Urlaub oder in der Freizeit

Die Trennung von Beruf und Freizeit wird immer mehr aufgeweicht. Das beobachten auch wir in unserer Arbeit  – obwohl es in vielen Unternehmen Bemühungen gibt, diesen Trend wieder umzukehren. Dennoch ist es für viele Beschäftigte normal, am Abend nochmal in das Mailpostfach zu schauen, um am nächsten Tag vorbereitet zu sein oder im Zweifel auch direkt reagieren zu können. Selbst im Urlaub sitzen viele am Rechner, allein schon, um die Mailflut nach zwei oder drei Wochen Abwesenheit in Grenzen zu halten. Hier sollten Beschäftigte und Unternehmen klare Regeln aufstellen, so dass Freizeit und Urlaub wirklich der Erholung dienen.

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