Warum deutsche Unternehmer froh sein können, dass sie nicht so sind wie Elon Musk

11. April 2025

Elon Musk ist zweifellos ein Genie. Seine Unternehmen bauen Raketen, Elektroautos und Tunnel. Es gibt viele Gründe, ihn zu bewundern. Aber es hat auch einige Vorteile, dass nicht alle Unternehmer so sind, wie der reichste Mann der Welt.

Elon Musk war an der Entstehung von Paypal beteiligt, hat mit Space X mal eben ein Raumfahrtunternehmen gegründet, mit Tesla die Autoindustrie aufgemischt und es geschafft in kürzester Zeit ein Elektroauto zu entwickeln, das zum Statussymbol eines nachhaltigen Lifestyles wurde. Sein Motto: Lieber ausprobieren und Fehler machen, als es nicht zu probieren.

1. TÜV-Siegel statt Trial-and-Error

Ein deutsches Unternehmen würde erst dann eine neue Technologie einführen, wenn sie in zahllosen Simulationen getestet wurde, vom TÜV abgenommen ist und eine 300-seitige Dokumentation existiert. Musk schickt eine Rakete ins All und selbst wenn sie explodiert, hat sie für ihn ihren Zweck erfüllt und wichtige Daten geliefert. Ein Airbus oder eine Siemens-Turbine, die nach dem Motto Trial-and-Error entwickelt werden – das ist schwer vorstellbar.

2. Meetings statt Twitter-Anordnungen

In den meisten mittleren und großen Unternehmen stöhnen die Beschäftigten angesichts zahlloser Meetings. Wenn ein Problem auftaucht, wird erstmal eine Task Force gebildet, die dann in einem Kick-off-Meeting die Zuständigkeiten klärt. Daraufhin gibt es Folgemeetings, um das Problem zu analysieren. Steht endlich ein Lösungsansatz, gibt es noch einen Jour fixe, um darüber zu sprechen, ob die Lösung praktikabel ist. Elon Musk dagegen feuert Mitarbeiter per Tweet und kündigt Firmenumstrukturierungen auf seinem Kurznachrichtendienst X an – oft mitten in der Nacht. Das eine oder andere Meeting würde bestimmt keiner vermissen. Dennoch ist der Ansatz, Dinge in größerer Runde zu besprechen und nicht im Hauruck-Verfahren allein zu entscheiden, sicher zeitgemäßer.

3. Kündigungsschutz statt Massenentlassungen

In Deutschland haben Arbeiter lange dafür gekämpft, dass es Betriebsräte, Tarifverträge und Kündigungsfristen gibt. Wenn eine Firma Stellen abbauen will, gibt es Sozialpläne, Abfindungen und monatelange Verhandlungen. In den USA geht das schneller: Als Elon Musk Twitter gekauft hat, wurde innerhalb von Tagen die Hälfte der Belegschaft gefeuert – inklusive der Person, die für seine Kantinen-Bestellungen zuständig war.

4. Bezuschusstes Menü statt Lieferdienst

Apropos Kantine: Viele deutsche Unternehmen haben Kantinen mit mehreren Menüs zur Auswahl, darunter in der Regel eine vegetarische Option. Das Essen ist meist sehr günstig, weil es bezuschusst wird.

Elon Musk hat nach der Twitter-Übernahme das bis dahin kostenlose Mittagessen gestrichen. Die Mitarbeiter müssen sich ihr Essen selbst mitbringen oder sich teure Lieferdienste leisten, denn das Inventar der Kantine wurde verkauft.

5. Glaubenskampf ums Homeoffice

Und dann ist da noch die Homeoffice-Frage. Bei Musk heißt es: Büro oder Kündigung. In Deutschland können viele Beschäftigte dank Homeoffice-Regelungen auch weiterhin von zuhause arbeiten.

6. Gewerkschaften statt 80-Stunden-Wochen

Gewerkschaften und Betriebsräte sind aus Unternehmen in Deutschland nicht wegzudenken. Auch für kleinere Betriebe gelten gesetzliche Arbeitszeitregelungen.
Elon Musk behauptet von sich selbst rund 120 Stunden die Woche zu arbeiten und erwartet von seinen Angestellten mindestens eine 80-Stunden-Woche. Auf X hat er hochqualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die neugeschaffene Regierungsstelle DOGE gesucht – für ein Gehalt von Null Euro. Zwar bekommen die Angestellten dort wohl doch ein richtiges Gehalt, doch Wertschätzung sieht anders aus.

Im Tesla-Werk in Grünheide gelten zwar deutsche Gesetze, die Unternehmenskultur trägt allerdings deutlich Musks Handschrift: Gerade erst haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort eine Petition unterschrieben: Sie klagen über zu hohe Arbeitsbelastung und permanente Unterbesetzung.

Natürlich ist Elon Musk faszinierend – und zugegeben, es braucht Visionäre, um die Welt zu verändern. Aber ein autokratischer Führungsstil mit spontanen Entscheidungen per Tweet, 80-Stunden-Wochen und Kündigungen über Nacht passt nicht wirklich in die moderne Arbeitswelt, in die Beschäftigte einbezogen und die Headhunter sich idealisiert vorstellen würden. Und schließlich hat sich auch gezeigt, dass Mitbestimmung und Eigenverantwortung nicht nur positiv für die Motivation der Beschäftigten sind, sondern auch zu besseren Ergebnissen und mehr Produktivität führen. Daher ist es vielleicht ganz gut, dass nicht alle Unternehmer so sind wie Elon Musk.

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