Was Führungskräfte von Influencern lernen können

24. Juni 2024

„Leute – das müsst ihr unbedingt sehen“ – Erfolgreiche Influencer bringen Menschen dazu, ihnen freiwillig zu folgen. Deshalb lohnt auch für Führungskräfte ein Blick darauf, wie sie das machen, findet die Führungskultur-Expertin und Autorin Barbara Liebermeister. 

Influencer leben von ihren Followern. Das ist bekannt. Aber dass sie damit als Vorbild für Führungskräfte taugen, ist auf den ersten Blick nicht unbedingt ersichtlich. Auf den zweiten Blick schon, denn es gibt Einiges, was man sich abgucken kann. Davon ist Barbara Liebermeister überzeugt, die das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ) in Frankfurt leitet. In einem Buch sammelt sie die wichtigsten Tipps.

Influencer sind immer präsent

Wenn jemand nicht sichtbar ist, wird ihm niemand folgen. Influencer bedienen regelmäßig ihre Social-Media-Kanäle. Für ihre Follower sind sie dadurch vertraut und nahbar. Zu mehr Sichtbarkeit rät Liebermeister auch Führungskräften. Das bedeutet vor allem Kommunikation mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Dabei ist das hybride Arbeiten kein Hinderungsgrund – auch Influencer sind nur selten live bei ihren Fans.

Entscheidend ist für Liebermeister, dass die Kommunikation wertschätzend und auf Augenhöhe ist. Als Personalberater können wir diesen Punkt unterstreichen. Vorgesetzte, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von oben herab begegnen, bekommen die Quittung meist in Form von weniger Leistungsbereitschaft oder dem sogenannten Quiet Quitting. Erfolgreiche Influencer können also ein gutes Vorbild sein: Sie nehmen ihre Anhänger mit. Überheblichkeit dagegen kann schnell Sympathie und letztlich Follower kosten – die wichtigste Währung der Influencer-Branche. Ihre Fans zu verprellen, werden sich daher nur die wenigsten leisten.

Bei der Kommunikation von Führungskräften und ihren Teammitgliedern sehen wir von BECKER + PARTNER jedoch, dass der regelmäßige Austausch oft auf der Strecke bleibt – häufig aus Zeitmangel oder weil seine Bedeutung unterschätzt wird.

Für bestimmte Werte einstehen

Influencer, so Liebermeister, stehen für bestimmte Werte und haben dabei eine klare Botschaft. Davon können sich Manager ihrer Meinung nach eine Scheibe abschneiden. Denn bestimmte Werte sind die Grundlage für Vertrauen, sowie die Bereitschaft, der Führungskraft und ihren Ideen zu folgen. Diese Überzeugungen sollten Chefs und Chefinnen in den Gesprächen immer wieder einfließen lassen, rät Liebermeister. Und hat auch schon einen Tipp parat, wenn man mal dagegen verstoßen sollte: „Erläutern Sie Ihr Verhalten und entschuldigen sich gegebenenfalls“.

Nichts dem Zufall überlassen

Erfolgreiche Influencer überlassen selten etwas dem Zufall. Liebermeister empfiehlt auch Führungskräften genau zu analysieren, was ihrem Gegenüber wichtig ist, welches Ziel erreicht werden soll und welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind. Außerdem sollte man überlegen, ob man das am besten per Mail, am Telefon oder in einem persönlichen Gespräch kommuniziert.

Aus der Perspektive einer Personalberatung würden wir eher gute Vorbereitung nennen. Die ist auf jeden Fall wichtig, wenn Vorgesetzte eine neue Idee verfolgen. Selbst die besten Ideen sind oft keine Selbstläufer. Insbesondere wenn es um Kritik geht, sollten sich Führungskräfte vorher Gedanken machen, wie sie ihre Botschaft formulieren.

Mal über die Fußball-EM reden

Ein weiterer Punkt, den sich Führungskräfte bei Dagibee, den Zwillingen Lisa und Lena, Pamela Reif oder Younes Zarou, den beliebtesten Vertretern ihrer Zunft in Deutschland, abgucken können, ist es, Einblicke in das eigene Gefühlsleben zu gewähren. Auch das schafft Nähe und Vertrauen. Vorgesetzte sollten daher in Mitarbeiter-Gesprächen ruhig mal etwas Persönliches erzählen – ohne gleich den letzten Familienstreit zu thematisieren. Aktuelle Sportevents, wie beispielsweise die Fußball-Europameisterschaft, eignen sich besonders gut, um von der fachlichen Ebene auf eine persönlichere zu kommen.

Neue Wege gehen

Was heute hip ist, kann morgen schon total out sein. Oft sind es die Influencer, die vorgeben, was angesagt ist. Viele sind mit einem einzigen ungewöhnlichen Video bekannt geworden, andere haben sich kontinuierlich immer mehr Fans erarbeitet. Aber weil sich die Zeiten und auch die Vorlieben der Zielgruppe schnell ändern, gilt es sich immer mal wieder neu zu erfinden. In Unternehmen gehen Strategiewechsel meist nicht von heute auf morgen. Doch gute Führungskräfte sollten bereit sein, neue Wege zu gehen, selbst wenn das manchmal unbequem ist, sagt Liebermeister. Für uns als Headhunter ist das wesentlich für eine Führungskraft. Schließlich kann es sich kein Unternehmen leisten, die Zukunft zu verschlafen.

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