Wie wichtig ist die Unternehmenskultur, um junge Talente anzuziehen und zu halten?
30. Oktober 2025
Unternehmenskultur ist ein Schlagwort, das häufig fällt – aber vielfach unterschätzt wird. Dabei spielt sie eine entscheidende Rolle, insbesondere im Kampf um Fachkräfte.
Neulich in der Bahn haben sich zwei junge Leute unterhalten. Der eine war Dual-Student bei einem großen Software-Unternehmen. Er erzählte einer Bekannten, dass in seiner Klasse Studenten einer großen, traditionsreichen Chemiefirma säßen und dass hier zwei völlig unterschiedliche Unternehmenskulturen aufeinanderträfen. Es zeigte sich im weiteren Verlauf der Unterhaltung, dass offenbar schon bei den Nachwuchskräften im ersten oder zweiten Semester eine Übernahme der Werte des jeweiligen Unternehmens stattfindet und sie sich damit stark identifizieren. Für den jungen Studenten waren es ganz verschiedene Welten.
Was ist eigentlich Unternehmenskultur?
Personalberater erleben diese „Kultur“ in jedem Gespräch, das wir mit Firmenvertretern führen. Denn jedes Unternehmen hat eine eigene Kultur, die nicht allein durch die Chefetage, sondern auch durch die Belegschaft geprägt wird. Es sind gemeinsame Werte und Normen, die beeinflussen, wie Entscheidungen getroffen werden, Teams zusammenarbeiten oder Chefrollen ausgefüllt werden. Corporate Culture kann sich in der Art der Kommunikation, flachen oder steilen Hierarchien oder aber auch an Kleidungsstilen ausdrücken. Manche Unternehmen sind für ihre Mitarbeiter-Benefits bekannt, bei anderen liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit. Sie wollen schnell CO2-neutral werden oder engagieren sich in Umweltschutzprojekten. Entscheidungen werden daher oft nach Umweltaspekten getroffen. Aber auch Innovationskultur, Inklusion und Vielfalt prägen die Corporate Culture.
Häufig sollen Leitlinien die Unternehmenskultur festigen. Entscheidender sehen wir in unserer täglichen Personalberatung allerdings, ob diese Werte im Alltag tatsächlich gelebt werden. Sich eine offene Fehler- und Feedback-Kultur oder Familienfreundlichkeit auf die Fahnen zu schreiben allein reicht nicht. Am Ende müssen HR und Vorgesetzte auch beweisen, dass es ihnen damit Ernst ist. Beispielsweise, indem sie die Vereinbarkeit von Familie und Job durch Homeofficeregelungen oder flexible Arbeitszeiten unterstützen. Auch Wertschätzung ist nur authentisch, wenn sie sich in respektvoller Kommunikation zeigt.
Beim Recruiting entscheidet auch der Cultural Fit
Die Corporate Culture entscheidet oft darüber, wie wohl sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen – und damit auch, wie produktiv und motiviert sie sind und ob sie ihrem Arbeitgeber langfristig treu bleiben. Für die Anwerbung junger Talente ist die Corporate Culture daher längst ein wichtiger Aspekt geworden: Beim Recruiting wird Wert auf den sogenannte Cultural Fit gelegt – Bewerber sollten möglichst zur Unternehmenskultur passen. Je mehr sich Beschäftigte mit ihrem Unternehmen verbunden fühlen, desto höher ist die Leistungsbereitschaft, wie zahlreiche Studien belegen.
Aber auch umgekehrt suchen viele Fachkräfte ein Arbeitsumfeld, mit dem sie sich identifizieren können. Neben Stellenangeboten studieren sie auch Bewertungsportale, um mehr über potentielle Arbeitgeber herauszufinden.
Start-up oder Traditionsunternehmen: Der Cultural-Fit ist wichtig
In kleinen und mittelständischen Unternehmen ist die Firmenkultur häufig geprägt vom Gründer oder der Geschäftsführung. Anders sieht es bei Start-ups aus: Dort erwartet man in der Regel einen lockeren Umgang und keinerlei Kleidungsvorschriften. Große Konzerne sind zwar heutzutage auf Shareholder Value getrimmt und an manche Errungenschaften erinnern sich nur noch die Älteren, dennoch ist die „DNA“ eines Unternehmens meist immer noch spürbar. Das kann sein in Form von klaren Hierarchien, wo man sich teilweise noch siezt und langen Dienstwegen einerseits, aber auch der Sicherheit eines großen Konzerns, wo es starke Betriebsräte und oft lange Beschäftigungsgarantien gibt sowie Benefits wie Betriebssport oder eine Betriebsrente. Als Personalexperten raten wir unseren Kunden, den Cultural Fit nicht zu vernachlässigen – um junge Fachkräfte, wie den Dual-Studenten aus der Bahn, langfristig an ihr Unternehmen zu binden.