Work-Life-Balance: Welche Mischung führt zum Glück?
27. Juni 2022
Macht Arbeit glücklich? Wenn ja, wie viele Stunden in der Woche sollten es sein? Ab wann wird es zu viel? Antworten auf diese Frage sind so individuell wie die Menschen. Fakt ist, dass die Art der Arbeit eine ganz entscheidende Rolle spielt. Und dass Unternehmen eine Menge zum Wohlbefinden ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beitragen können.
Kaum ein Begriff ist in der Arbeitswelt so strapaziert wie der der Work-Life-Balance. Altgediente HR-Verantwortliche stöhnen, wenn die Millennials auf einer Ausgewogenheit von Privatleben und Beruf pochen und nicht mehr bereit sind, unzählige Überstunden zu leisten.
Früher war nicht alles besser
Die jungen Fachkräfte haben allen Grund dazu, die Fehler ihrer Eltern nicht zu wiederholen. Nur, weil jemand 60 Stunden in der Woche arbeitet, ist er nicht zwingend hochproduktiv. Im Gegenteil – wenn die Konzentration im Laufe eines langen Arbeitstags nachlässt, schleichen sich eher Fehler ein.
Hinzu kommt, dass die Gesundheit auf der Strecke bleibt. Zu wenig Bewegung, zu wenig Schlaf und zu viel Essen: All das rächt sich früher oder später. Auch wer verlernt, sich Freiräume zu schaffen oder abzugrenzen, wird auf Dauer krank. Die Zahl der Fehltage aufgrund von psychischen Erkrankungen hat sich laut einem DAK-Report im Zeitraum von 1997 bis 2019 mehr als verdreifacht. Burn-out ist eine der Hauptdiagnosen.
Deswegen ist es kein Wunder, dass im aktuellen Work-Happiness-Report 88 Prozent aller Befragten erklären, dass die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben sie glücklich macht. Das muss nicht zwangsläufig eine strikte Trennung beider Bereiche sein. Insbesondere für die Generation Z, aufgewachsen mit Internet und Smartphones, ist es selbstverständlicher auch nach den offiziellen Bürozeiten Mails zu beantworten als für die Generationen davor. Vielmehr geht es darum, Beruf und Privatleben zu integrieren.
Gestiegene Arbeitsbelastung
Zwar ist die 40-Stunden-Woche nach wie vor Grundlage der meisten Arbeitsverträge, aber die Arbeitsbelastung ist insgesamt höher geworden, der Takt schneller. Und viele Beschäftigte machen gerade im Homeoffice mehr Überstunden. Umso wichtiger sind aus Sicht von Gesundheitsexperten die Erholungsphasen.
Daher raten wir von Becker + Partner unseren Kunden, die Work-Life-Balance beziehungsweise Work-Life-Integration ernst zu nehmen. Letztlich gewinnen dabei beide Seiten, denn wer Zeit für Familie und Hobbies hat, ist auch im Job motivierter. Das ist inzwischen durch zahlreiche Studien nachgewiesen. Diese Mitarbeiter sind zudem gesünder und das ist ebenfalls im Interesse der Firmen.
Manche Unternehmen setzen daher sogar auf weniger Arbeit. Sie bieten eine Vier-Tage-Woche oder kürzere Arbeitstage mit nur noch sechs Stunden an. Und das bei vollem Lohnausgleich. Die Folge: Die Beschäftigten arbeiten effektiver und liefern bessere Ergebnisse. Beides sind Faktoren, die den Unternehmen viel Geld sparen. Dazu kommt, dass die Beschäftigten mit kürzeren Arbeitszeiten zufriedener und deutlich seltener krank sind.
Freiheit, die Arbeitszeit zu gestalten
Wie die Hans-Böckler-Stiftung feststellt, wirkt es sich bereits positiv auf die Work-Life-Balance aus, wenn Beschäftigte die Möglichkeit haben, ihre Arbeitszeit frei einzuteilen. Ob der Mitarbeiter das am Ende tut oder nicht, spielt dabei kaum eine Rolle. Allein das Wissen um diese Freiheit gibt ein gutes Gefühl. Unternehmen brauchen dafür gar nicht viel tun, außer ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Vertrauen zu schenken. Denn wann die Arbeit erledigt wird, ist in der Arbeitswelt 4.0 sekundär. Viel wichtiger ist, dass sie in einem für den Mitarbeiter machbaren Zeitraum gemacht wird. Das ist allerdings nach unserer Erfahrung eine der größten Hürden bei den Arbeitgebern. Sie fürchten den Verlust der Kontrolle.
Glück lässt sich nicht in Stunden messen
Menschen wollen produktiv sein. Und je sinnstiftender die Arbeit ist, desto eher finden sie darin eine Erfüllung. Ein Gründer, der an seinem Herzensobjekt arbeitet, wird sich daher vermutlich selbst nach einem 10-Stunden-Tag nicht überlastet fühlen. Er schöpft sein Glücksgefühl aus dem Projekt. Auch in anderen Jobs ist die Frage, wie sinnstiftend die Aufgaben sind, mitentscheidend dafür, wie glücklich die Beschäftigten sind. Umgekehrt macht auch ein Teilzeitjob nicht glücklich, wenn man in den Aufgaben keine Erfüllung sieht.
Für Abwechslung und neue Impulse sorgen Job-Rotation-Angebote. Sie haben gleich mehrere Vorteile: Sie unterbrechen die tägliche Routine und bieten wertvolle Einblicke in andere Abteilungen. Außerdem sorgt die Mitarbeit in einer anderen Abteilung für den Austausch von Fachwissen, sowie für ein besseres Verständnis der internen Abläufe, sowie möglicher Probleme. Viele Unternehmen setzen bereits auf solche Kurzzeit-Jobwechsel.
Work-Life-Balance aktiv unterstützen
Es gibt noch eine Reihe anderer Möglichkeiten, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu unterstützen. Insbesondere größere Unternehmen bieten Sport- oder Entspannungskurse an. Psychologische Beratungen und Workshops zu Themen wie Ernährung oder Zeitmanagement tragen zum Gesundheitsschutz bei. Wir machen Personalberatung und auch Executive Search in erster Linie für Firmen aus dem Mittelstand. Sie können oder wollen oft nicht in solche Feel-Good-Maßnahmen investieren. Doch wir können nur immer wieder betonen, dass sie mittel- und langfristig ein Gewinn sind. Sie verbessern das Arbeitsklima und die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Außerdem erhöhen sie die Attraktivität als Arbeitgeber. Für Firmen, die um Fachkräfte buhlen, ist das ein nicht zu unterschätzender Faktor.