Candidate Experience: Der Bewerber als Kunde
28. März 2022
Einen tollen Job entdeckt, aber der 12-stufige Bewerbungsprozess erfordert hohe Leidensfähigkeit? Die Bewerbung abgeschickt und wochenlang keine Reaktion der Personalabteilung? Zum Vorstellungsgespräch gefahren, aber die Gesprächspartner spulen 0815-Fragen ab? Für die meisten Top-Talente geht das gar nicht. Sie bewerben sich dann lieber woanders.
Negative Erfahrungen im Bewerbungsprozess schrecken potenzielle Kandidaten ab. Das sehen wir als Personalberater immer wieder. Mit Folgen für Unternehmen, denn ihnen geht womöglich nicht nur eine gute Führungskraft durch die Lappen. Die schlechten Erfahrungen gibt der Bewerber oder die Bewerberin vermutlich weiter, und andere Fachkräfte überlegen es sich zweimal, ob sie sich bei diesen Unternehmen bewerben. Angesichts des Mangels an qualifizierten Leuten, setzt sich bei den Personalverantwortlichen daher die Erkenntnis durch, dass man neue Mitarbeitende mit einem einfachen und wertschätzenden Bewerbungsprozess für sich gewinnen muss. Ansonsten geht ihnen der Nachwuchs aus.
Bewerberinnen und Bewerber als Kunden sehen – das ist mit der sogenannten Candidate Experience gemeint. Das empfehlen wir auch unseren Kunden. Die Idee dazu stammt aus dem Marketing: Der Kunde soll eine möglichst positive Erfahrung machen. Dazu gehört nicht nur der Kauf an sich. Der Einkauf soll zum Erlebnis werden – eine Erfahrung, an die man sich gerne erinnert, anderen davon erzählt und sie bestenfalls wiederholt.
Candidate Experience als Reise – von der Anzeige bis zum Onboarding
Von der Consumer Experience zur Candidate Experience ist es nur ein kleiner Schritt. Auch hier ist es nicht allein das Bewerbungsgespräch, das den Kandidaten überzeugen soll. Schon der erste Kontakt zwischen Unternehmen und möglichen Mitarbeitenden beeinflusst die Richtung, wohin die Reise geht. Als Personalberater mit dem Schwerpunkt Executive Search stellen wir bei BECKER + PARTNER diesen ersten Kontakt mit passenden Kandidatinnen und Kandidaten her – und begleiten den gesamten Bewerbungsprozess.
Eine auf die Zielgruppe zugeschnittenes Stellenprofil macht der Anfang. Doch der erste Kontakt mit dem Unternehmen ist normalerweise der Besuch auf der Webseite oder dem Social-Media-Auftritt. Daher ist ein professioneller, zeitgemäßer und strukturierter Internetauftritt aus unserer Erfahrung so wichtig. Eine aktuelle Karriereseite, mit allen Informationen zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Stelle, ist hierbei eine Basisvoraussetzung.
Nicht mehr als drei Klicks im Bewerbungsprozess
Ist das Interesse geweckt, sollten die Kandidaten sich möglichst einfach bewerben können. Viele Unternehmen setzen dafür bereits auf Bewerbungstools. Das erleichtert es HR-Managern die Unterlagen auszuwerten. Wir raten dazu, es Bewerberinnen und Bewerbern ebenso leicht zu machen – idealerweise lassen sich die Unterlagen in wenigen Schritten auf den Weg bringen. Die Möglichkeit, sich online zu bewerben, ist heutzutage ohnehin Pflicht – die Kür sind Recruitment-Apps, die auch am Handy mit ein paar Klicks zu bedienen sind.
Niemand wartet gerne – schon gar nicht, wenn man überzeugt ist, dass da ein toller Job ausgeschrieben ist. Das sollten die Personalverantwortlichen im Blick behalten und schnell auf den Eingang der Bewerbung reagieren. Meist läuft dieser Part ohnehin schon automatisiert. Auch während der weiteren Bewerbungsphase gilt, die Menschen mitzunehmen und ihnen jeweils einen aktuellen Wissensstand zu geben. Top-Kandidaten wochenlang im Ungewissen zu lassen, kann sich heute kaum ein Unternehmen mehr leisten. Mit einer Personalberatung an Ihrer Seite können Sie die Verantwortung für den gesamten Recruitment-Prozess aber auch abgeben. Wir finden dann für Sie das ideale Match.
Freundliche Atmosphäre beim Vorstellungsgespräch
Das Bewerbungsgespräch ist nach wie vor die wichtigste Station im Bewerbungsprozess. Doch egal ob vor Ort oder Online – das erste Kennenlernen sollten HR-Verantwortliche nutzen, den möglichen neuen Kollegen auch ihren künftigen Arbeitsplatz zu zeigen und das Team vorzustellen. So bekommt der Bewerber gleich einen Eindruck, ob er sich dort wohl fühlen kann. Wenn wir Ihrem Unternehmen einen Bewerber vermitteln vorstellen, legen wir Wert darauf, dass sich alle Beteiligten ein umfassendes Bild machen können – und zwar Kandidaten und Entscheider. Denn je mehr ein potenzieller Mitarbeiter über seinen zukünftigen Arbeitsplatz weiß, desto besser lässt sich einschätzen, ob daraus eine erfolgreiche Zusammenarbeit wird.
Standardfragen aus dem HR-Handbuch sind eher Relikte aus der Vergangenheit. Echtes Interesse, eine freundliche Atmosphäre und individuelle Fragen geben der Bewerberin oder dem Bewerber ein Gefühl der Wertschätzung – und zeigen, dass ihr Gegenüber ihre Unterlagen tatsächlich gelesen hat. Aufgrund vieler Gespräche mit Top-Kandidaten, können wir sagen, dass gegenseitige Wertschätzung, Authentizität und Respekt ganz entscheidende Faktoren für eine positive Wahrnehmung in den ersten Gesprächen sind.
Falls es nicht passt: Respektvoll Absagen
Im besten Fall ist die Candidate Experience über den gesamten Bewerbungsprozess so positiv, dass beide Seiten einen Arbeitsvertrag unterschreiben. Aber auch eine Absage sollte respektvoll formuliert sein. Das ist nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern lässt die Türe für eine mögliche zukünftige Zusammenarbeit offen. Eine Bewerberin schrieb einmal nach der Absage durch die Personalverantwortliche eines kleinen Unternehmens zurück: Es sei die netteste Absage gewesen, die sie je bekommen hätte. So funktioniert positive Candidate Experience.
Die Bewerbungserfahrung endet jedoch nicht mit der Unterschrift unter dem Arbeitsvertrag: Denn neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind froh, wenn ihnen der Einstieg leicht gemacht wird und sich ihr Arbeitgeber in den ersten Wochen und Monaten um sie kümmert. Deswegen gehört ein gutes Onboarding ebenfalls zum Gesamteindruck.
Wie wichtig die positive Erfahrung beim Bewerbungsprozess ist, zeigt eine Umfrage des Jobportals Monster. Sechs von zehn Befragten haben schon mindestens einmal eine Stelle wegen der Eindrücke im Vorstellungsgespräch abgelehnt. Wir finden das ist ein deutliches Signal, dass eine gute Candidate Experience ein Schlüssel dazu ist, begehrte Fachkräfte von sich zu überzeugen.