Arbeit 4.0 – neue Herausforderungen für den Mittelstand

5. April 2022

Die Arbeitswelt wandelt sich und der Schlüssel dazu ist die Digitalisierung. Kaum eine Branche kommt daran vorbei. Für den Mittelstand heißt das aber nicht nur in Technik zu investieren – auch die Themen Wissen und Werte haben eine zentrale Rolle in der Arbeit 4.0 von morgen.

Keine Frage, die Arbeitsabläufe verändern sich radikal aufgrund der neuen technischen Möglichkeiten. Videokonferenzen, Messangerdienste und der Zugriff auf Daten von überall – ohne sie wäre schon das Homeoffice undenkbar. Aber auch die Produktion wird immer digitaler: Komplexe Abläufe lassen sich von jedem Ort der Welt steuern. Viele Routineaufgaben, die der Mensch jahrzehntelang erfüllte, übernehmen Computer oder – in immer höherem Maße – Künstliche Intelligenz (KI).

KI macht viele Jobs überflüssig – und schafft neue

Ob bei Buchungsvorgängen, Wareneingang und -ausgang oder der Anpassung von Produktionsabläufen – in all diesen Bereichen ist künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch und wird immer mehr Aufgaben übernehmen. In der Medizin unterstützen beispielsweise Roboter komplizierte Operationen. Im Personalwesen sind Algorithmen bei Bewerbungsverfahren im Einsatz. Und auch in unserem Beratungsalltag ist KI lange angekommen. Wir nutzen sie für die Vorauswahl von Kandidaten. Entscheidend sind aber am Ende unsere langjährige Erfahrung und natürlich ausführliche persönliche Gespräche.

Ein großer Teil von Bürojobs wird in der neuen Arbeitswelt nicht mehr benötigt. Dafür werden andere Jobs geschaffen: Laut einer Studie der Boston Consulting Group entstehen im IT-Bereich allein in Deutschland mehr als eine Million neue Arbeitsplätze. Vor allem braucht man hochqualifizierte Fachkräfte für Datenauswertungen, Entwicklung oder Programmierung. Auf diese Experten sind wir bei Becker + Partner spezialisiert. Aber auch wir merken, dass der Markt immer stärker umkämpft wird. Wer erfolgreich sein will, muss schon ein sehr gutes Netzwerk haben.

Die ehemals als brotlose Studiengänge angesehenen Fachbereiche machen sich plötzlich bezahlt. Denn in einer globalen Welt arbeiten immer mehr Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen.

Jeder bekommt einen Coach

Allerdings sehen wir auch, dass Fachkräfte in einer digital vernetzten Arbeitswelt andere Fähigkeiten brauchen als sie noch vor zehn Jahren gefragt waren. Flexibilität ist dabei Trumpf. Fachwissen ist zwar eine Voraussetzung, aber dazu gesellen sich verstärkt sogenannte Soft Skills: Kreativität, das Vermögen auch komplexe Probleme zu lösen, und Kommunikationsfähigkeit oder Teamgeist. Aus unserer Sicht funktioniert das nur, wenn Unternehmen künftig verstärkt in Weiterbildung investieren. Nur so kommen ihre Beschäftigten mit den neuen Anforderungen zurecht. Lebenslanges Lernen heißt das Schlagwort. Auch dieser Bereich wandelt sich: Statt Gruppentrainings wird regelmäßiges, individuelles Coaching immer beliebter.

Arbeit 4.0 – man will einen Beitrag leisten

Wer bis zur Rente einem fest abgesteckten Aufgabenbereich nachgehen will, wird es unweigerlich schwer haben in der neuen Arbeitswelt. Doch der größte Teil der Fachkräfte drängt ohnehin nach mehr Verantwortung und möchte selbstbestimmt arbeiten. Insbesondere junge Talente erzählen uns, dass sie sich wünschen, mit ihrer Arbeit zu einer besseren Welt beizutragen oder wenigstens, dass sich ihr Arbeitgeber für Mitarbeitende und Umwelt einsetzt.

Darauf müssen Unternehmen reagieren, wenn sie Fachkräfte von sich überzeugen wollen – das muss man so deutlich sagen. Die neue Zeitrechnung ist zwar noch längst nicht in allen Personalabteilungen oder Chefetagen angekommen, doch ein Umdenken findet statt. Immer mehr Unternehmen sind dabei, ihrem Wertekodex Leben einzuhauchen. Dazu gehören Projekte im Bereich Umweltschutz, freie Tage für die Mitarbeit an sozialen Projekten oder eben ein Job, der einen Beitrag zur Lösung der Klima- und Umweltprobleme leistet. Denn auch eine Versicherung oder eine Softwareschmiede kann sich in Sachen Klimaschutz profilieren – beispielsweise indem sie auf energiesparende Gebäudetechnik setzt, E-Autos in den Fuhrpark aufnimmt oder tatsächlich nur noch das Nötigste drucken lässt.

Selbstbestimmtes Arbeiten

Junge Fachkräfte haben viel genauere Vorstellungen, wie sie arbeiten wollen, als die Generation vor ihnen. Das merken wir jeden Tag. Sie sind bereit, auch über die normalen Bürostunden oder am Wochenende erreichbar zu sein. Dennoch ist eine Balance zwischen Arbeit und Freizeit/Familie für sie ein wichtiger Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Die Lebensentwürfe sind zudem individueller: Der eine will als digitaler Nomade mit dem Laptop im Gepäck die Welt bereisen und unterwegs eine gewisse Zahl an Stunden arbeiten. Andere möchten mehr Zeit für die Familie und für ihre Kinder oder pflegebedürftige Angehörige da sein. Sie alle wünschen sich flexible Arbeitszeiten, die sich ihren Bedürfnissen anpassen.

Wir können Unternehmen nur ans Herz legen, diese Strukturen zu schaffen, damit ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zuhause beziehungsweise an jedem Ort mit Internetzugang arbeiten können. Wer dagegen auf ständige Anwesenheit im Büro und eine 40-Stunden-Woche besteht, wird in unseren Augen kaum als attraktiver Arbeitgeber dauerhaft gelten können.

Gesundheitsschutz ernst nehmen

Mit der Entgrenzung von Arbeit und Privatem wächst allerdings die Gefahr, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich zu viel zuzumuten oder durch die ständige Erreichbarkeit nicht mehr abschalten. Dem sollten Teammanager und Personalabteilungen mit verbindlichen Regeln zur Erreichbarkeit und Pausenzeiten gegensteuern.

Außerdem sollten sie auch für das Homeoffice darauf achten, dass die Beschäftigten die passende Ausstattung wie ergonomische Büromöbel oder strahlungsarme Bildschirme bekommen. Schließlich muss dem Unternehmen daran gelegen sein, dass die Beschäftigten möglichst fit bleiben.

Datenschutz oft unterschätztes Risiko für Unternehmen

Insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen stellt die Digitalisierung eine große Herausforderung dar. Das berichten uns unsere Kunden immer wieder. Dazu zählen Datenschutz, Netzsicherheit und Netzausbau. Schließlich hängt der unternehmerische Erfolg auch davon ab, dass Firmendaten sicher gelagert und übertragen werden. Vernetzte Prozesse und Cloudlösungen bieten jedoch Angriffsflächen – ein Risiko, das in Deutschland häufig unterschätzt wird. Dabei nimmt Cyberkriminalität auch hierzulande massiv zu. Die Beute sind Daten, die nur gegen Zahlung einer hohen Summe wieder zurückgegeben werden. Deswegen sollten sich auch Mittelstandunternehmen um Datenschutz und Netzsicherheit kümmern.

In Branchen wie Telekommunikation, Medien, IT oder Finanzen ist die Digitalisierung am stärksten fortgeschritten. Handel, Elektrotechnik und Maschinenbau haben dagegen noch Nachholbedarf.

Outsourcing als Lösung für einzelne Projekte

Da sich die Aufgaben ständig ändern, verändert sich auch die Struktur der Unternehmen. Arbeit 4.0 ist dadurch bestimmt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der passenden Qualifikation für ein bestimmtes Projekt in einem Team zusammengestellt werden. Das können interne oder externe Mitarbeiter sein. Damit verändert sich auch der Anspruch an die Führungskräfte. Sie müssen für wechselnde Teams Verantwortung übernehmen. Für uns als Personalberatung ist das ebenfalls eine Herausforderung. In vielen Fällen vermitteln wir Kandidatinnen und Kandidaten nicht mehr in langfristige Beschäftigungsverhältnisse, sondern für Projekte, die mehrere Monate bis einige Jahre gehen.

Outsourcing ist eine weitere Option, wenn zu wenig oder nicht das Personal mit der passenden Qualifikation zur Verfügung steht. Nicht immer werden die Aufgaben dafür in Niedriglohnländer ausgelagert. Gerade im Bereich IT und Telekommunikation holen Firmen sich gerne Experten von außerhalb dazu. Als Personalberater vermitteln wir Ihrem Unternehmen die passenden Fachkräfte für ihre Projekte und Bedürfnisse.

 

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