Große Studie aus Großbritannien: Vier-Tage-Woche als Erfolgsmodell

28. März 2023

Weniger arbeiten bei vollem Gehalt: 61 Firmen in Großbritannien haben das im weltweit größten Pilotprojekt zur Vier-Tage-Woche ausprobiert. Die meisten wollen das Modell jetzt behalten. Denn die Beschäftigten sind gesünder und produktiver. Und manche Unternehmen bekommen plötzlich doppelt so viele Bewerbungen wie zuvor.

Weniger Burnout, weniger Stress und besserer Schlaf – so lassen sich die positiven Effekte der Vier-Tage-Woche für die Mitarbeiter zusammenfassen. Mehr als 70 Prozent berichten, dass sie weniger unter Burnout leiden, um die 40 Prozent fühlen sich weniger gestresst und schlafen besser. Aber die Auswirkungen auf das Wohlbefinden sind nicht nur im persönlichen Feedback offensichtlich: Die Zahl der Fehltage ist von 2 Tagen pro Monat auf 0,7 gefallen. Außerdem gibt es im Schnitt fast 60 Prozent weniger Kündigungen. Stattdessen bekommen Unternehmen, die bei dem Projekt dabei sind, deutlich mehr Bewerbungen.

Das neue Arbeitszeitmodell kommt also an bei den Beschäftigten. Die Produktivität blieb während des Versuchszeitraums gleich – trotz der reduzierten Arbeitszeit. Im Vergleich zu ähnlichen Jahren steigerte sich der Gewinn um durchschnittlich 35 Prozent. Derartige Ergebnisse dürfen wir als Personalberatung nicht ignorieren.

Nie wieder Fünf-Tage-Woche

Unter den rund 3.000 Beschäftigten, die bei der Studie mitgemacht haben, ist niemand, der lieber wieder zur Fünf-Tage-Woche zurückkehren möchte. 15 Prozent aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen sogar, dass sie für kein Geld der Welt mehr fünf Tage die Woche arbeiten wollen. Allerdings gab es mit knapp 13 Prozent auch einen geringen Anteil von Beschäftigten, die sich durch die kürzere Arbeitswoche gestresster fühlte als vorher.

Es ist die bisher weltweit größte Studie zur Vier-Tage-Woche. Endlich, möchte man sagen aus Sicht eines Personalberaters. Denn es müssen unserer Meinung dringend Ideen her, wie man die dringend benötigten Fachkräfte anzieht und auch halten kann. Das Angebot, nur vier Tage in der Woche zu arbeiten, ist auf jeden Fall ein reizvolles Modell.

Auch die teilnehmenden Unternehmen sehen die Vier-Tage-Woche in erster Linie positiv: 56 von ihnen wollen das Modell nach dem Ende der sechsmonatigen Versuchsphase beibehalten. 18 Firmen haben bereits erklärt, dass sie gar nicht mehr zur Fünf-Tage-Woche zurückkehren möchten.

Verschiedene Modelle für Vier-Tage-Woche

Ins Leben gerufen wurde der Versuch von der gemeinnützigen Organisation 4 Day Week Global, die sich eben der Forschung zu diesem Thema widmet. Zuvor haben Studien aus anderen Ländern bereits gezeigt, dass Menschen, die nur noch 32 Stunden arbeiteten, wesentlich zufriedener und gesünder sind.

Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie, die von Juni bis Dezember 2022 lief, von der Denkfabrik Autonomy, sowie dem Boston College und der University of Cambridge. Die teilnehmenden Branchen sind vielfältig: Marketing-Unternehmen machen den größten Anteil aus. Außerdem sind IT-Firmen, Banken, aber auch Bauunternehmer oder ein Fish-and-Chips-Laden dabei.

Wie die Unternehmen auf die kürzere Wochenarbeitszeit von 32 Stunden kommen, konnten sie selbst bestimmen: Die einen gaben den Freitag frei, die anderen setzten auf individuelle Absprachen, wie beispielsweise eine Jahresarbeitszeit von durchschnittlich 32 Stunden. So konnten Branchen, die an Weihnachten oder im Sommer mehr zu tun haben, die Mehrarbeit in arbeitsreichen Monaten auffangen und ihre Beschäftigten sich über mehr freie Tage außerhalb der Zeiten des Hochbetriebs freuen. Ein Muss war jedoch der volle Lohnausgleich.

Zufriedenere und gesündere Beschäftigte

Bei fast der Hälfte aller Teilnehmer, 48 Prozent, nahm die Zufriedenheit im Job zu. Auch auf die mentale Verfassung wirkte sich die reduzierte Arbeitszeit positiv aus: Negative Emotionen oder Unruhe nahmen deutlich ab. Mehr als 60 Prozent gaben an, sich besser zu fühlen. Nicht nur das seelische, auch das körperliche Wohlbefinden verbesserte sich – zumindest für 34 Prozent der Befragten.

Insgesamt berichten die Beschäftigten, dass sie Familie, Arbeit und ihr Sozialleben mit der reduzierten Arbeitszeit besser vereinbaren können. Und der Wunsch danach ist groß: Ein hochrangiger Manager einer teilnehmenden Firma erklärt das damit, dass die Corona-Pandemie einen neuen Blick auf das Leben bewirkt hat – und damit verbunden größere Erwartungen an flexibles und hybrides Arbeiten. Auch unsere Kunden erleben das jeden Tag.

Wir haben gesehen, dass Homeoffice und Remote-Arbeit sehr gut funktionieren. Warum also nicht auch bei der Arbeitszeit neue Wege gehen? Glücklichere und motiviertere Arbeitskräfte, die noch dazu produktiver sind, sind doch für jedes Unternehmen ein absoluter Gewinn.

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