Warum Achtsamkeit im Job 2023 eine größere Rolle spielen sollte

4. Januar 2023

Das Thema Achtsamkeit erobert seit einigen Jahren auch die Arbeitswelt. Immer mehr Firmen bieten Achtsamkeits-Workshops an. Sie sollen helfen, Stress abzubauen und Momente bewusster wahrzunehmen. Es gilt, Carpe Momentum statt Carpe Diem.

Die Arbeitswelt ist komplexer geworden. Viele Beschäftigte klagen über eine hohe Arbeitsbelastung und permanenten Zeitdruck. Weil überall Personal fehlt, ist ein Ende der Dauerbelastung meist nicht in Sicht, der Ausnahmezustand oft die Regel. Hinzu kommen zahlreiche Krisen, wie der Krieg in der Ukraine, die Corona- und dann die Energiekrise sowie die Sorge vor Inflation und Rezession.

Umso wichtiger sind Auszeiten für Körper und Geist. Deswegen sollte das Thema Achtsamkeit unserer Meinung nach bei jedem Unternehmen weit oben auf die Agenda. Denn gesunde und zufriedene Arbeitskräfte sind die Grundlage für den Erfolg. Burnout und psychische Erkrankungen waren laut DAK-Psychreport im Jahr 2021 für 276 Fehltage pro 100 Versicherte verantwortlich. 20 Jahre zuvor lag diese Zahl noch bei etwas mehr als 100. Für Arbeitgeber und auch jede Personalberatung ein deutlicher Hinweis, dass sich hier etwas tun muss.

Effekt von Achtsamkeitstrainings ist messbar

Achtsamkeits- oder auch Mindfulness-Trainings steigern erwiesenermaßen die Zufriedenheit der Beschäftigten. Die Teilnehmer verspüren weniger Stress und sind produktiver. Das ist das Ergebnis einer Studie der Maximilian-Ludwigs-Universität in München. Achtsamkeit bedeutet nicht nur, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Es geht auch darum, nicht alles zu bewerten. Denn wer eine Situation neutral betrachtet, findet meist schneller eine Lösung. Wenn dagegen die Emotionen hochkochen, ist Stress vorprogrammiert.

Achtsamkeit ist ein jahrtausendealtes Konzept des Buddhismus. In seiner modernen Form hat es der US-Amerikaner Jon Kabat-Zinn Ende der 1970er Jahren entwickelt. Er stellte ein achtwöchiges Achtsamkeitstraining zusammen, um den Genesungsprozess bei körperlichen Krankheiten zu fördern. Aber auch im Arbeitsumfeld erwies sich das „Mindfulness-Based-Stress-Reduction-Training“ (MBSR) als hilfreich: In einer Untersuchung von zwei Gruppen, von denen die eine gemäß MBSR meditierte, zeigte sich, dass diese Beschäftigten weniger Stress verspürten und engagierter bei der Arbeit waren. Kabat-Zinns Methode ist wissenschaftlich gut erforscht. Dabei hat sich auch gezeigt, dass MBSR das Immunsystem stärkt, sowie für mehr Ausgeglichenheit und bessere Aufmerksamkeit sorgt. Heutzutage nutzen viele Kliniken in den USA und Deutschland das Programm bei Verhaltenstherapien.

Respektvoller Umgang und gestiegene Produktivität

Firmen, die sich Mindfulness bereits auf die Fahnen geschrieben haben, berichten, dass die Beschäftigten sich gegenseitig besser zuhören und respektvoller miteinander umgehen. Die verbesserte Arbeitsatmosphäre wirkt sich auf die Leistung aus – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter machen weniger Fehler und arbeiten kreativer.

Für uns als Personalberater ist das keine Überraschung. Aus den vielen Gesprächen, die wir mit Kandidatinnen und Kandidaten führen, nehmen wir immer wieder mit, wie wichtig die Begegnung auf Augenhöhe ist. Dazu gehört, sich auf sein Gegenüber einzulassen und aktiv zuzuhören – sich also auf den Moment zu konzentrieren. Deswegen raten wir von Becker + Partner unseren Kunden, Konzepte für mehr Achtsamkeit im Job auf den Weg zu bringen. Davon können beide Seiten nur profitieren.

Doch mit einem Training allein ist es nicht getan, das Gelernte sollte möglichst auch im Alltag integriert werden. Das kann beispielsweise die Kaffeepause sein, in der man nicht den Rest der täglichen To-Do-Liste durchgeht oder neue WhatsApp-Nachrichten checkt, sondern sich stattdessen ganz auf den Moment konzentriert und versucht, alles möglichst bewusst wahrzunehmen. Oder ein kurzer Spaziergang vor der Tür, bei dem man einfach nur beobachtet, wie der eigene Atem fließt oder die Bäume rauschen. Es lebe der Moment – dann ist der Tag noch lebenswerter.