So klappt es mit dem Wunschgehalt

31. Januar 2023

Gehaltsverhandlungen begegnen einem im Arbeitsleben immer wieder: Ob bei der Bewerbung für einen neuen Job, bei der Übernahme neuer Aufgaben oder nach einer gewissen Zeit im Unternehmen. Die Vorzeichen für höhere Forderungen sind zwar gut, da Personal dringender gebraucht wird denn je. Dennoch gibt es Einiges zu beachten auf dem Weg zum Wunschgehalt.

Angesichts der steigenden Inflation denken viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer darüber nach beim Chef wegen einer Gehaltserhöhung vorzusprechen oder sich nach einem besser bezahlten Job umzusehen. Die jüngsten Tarifabschlüsse, bei denen Gewerkschaften nach langer Zeit mal wieder Erhöhungen im höheren einstelligen Prozentbereich durchsetzen konnten, zeigen, dass es trotz durchwachsener Wirtschaftsaussichten durchaus Spielraum für höhere Gehälter gibt. Allerdings sollte man solche Verhandlungen gut vorbereiten und begründen können.

Wie ermittelt man den Marktwert?

Zunächst sollte man sich informieren, in welchem Rahmen die Gehälter für den eigenen Job liegen.  Das hängt nicht zuletzt von der Branche ab: Im technischen Bereich sind die Gehälter deutlich höher als für Beschäftigte im Sozialwesen. Außerdem gibt es teilweise erhebliche Unterschiede in verschiedenen Bundesländern: In Baden-Württemberg, Bayern und Hessen werden die höchsten Gehälter gezahlt. In strukturschwachen Regionen wie dem Saarland oder Mecklenburg-Vorpommern ist das Lohnniveau niedriger. Die meisten Karrierenetzwerke bieten Gehaltsrechner an, aber es lohnt auch Erfahrungsberichte in den Arbeitgeber-Bewertungsportalen zu lesen – und gegebenenfalls ehemalige Beschäftigte anzuschreiben und um eine Information zu bitten.

Die Leistung muss passen

Mit dem Wissen um den Marktwert sollte man sich überlegen, welches Gehalt man fordern möchte, beziehungsweise wie hoch eine Gehaltserhöhung ausfallen sollte. Für den Personalberater ist entscheidend, dass das geforderte Gehalt zu den Fähigkeiten passt. Dann kann man es auch selbstbewusst im Gespräch fordern. Nicht jeder Vorgesetzte hat die Leistungen seiner Teammitglieder auf dem Schirm. Daher sollte man die eigenen Verdienste im Vorfeld zusammentragen, und zwar möglichst konkret. Beispielsweise welchen Beitrag man zum Abschluss eines wichtigen Projekts geleistet hat oder an welcher Stelle man ein Problem gelöst hat.

In vielen Stellenanzeigen sind Bewerber aufgefordert eine Gehaltsvorstellung zu nennen. Hier ist es ratsam, sich nicht auf eine bestimmte Zahl festzulegen, sondern einen Spielraum zu lassen. Aber auch für Berufseinsteiger gilt, gute Argumente für das geforderte Gehalt zu liefern. Das können beispielsweise Projekte während des Studiums sein. Ebenso zeigt privates Engagement, wie die Leitung der Theatergruppe an der Uni oder ein Amt im Sportverein, dass man Verantwortung übernimmt.

Sollte das Wunschgehalt dennoch nicht drin sein, empfehlen wir einen kleinen Umweg: So kann man vereinbaren, die Leistungen während der Probezeit unter Beweis zu stellen und danach in eine höhere Gehaltsklasse aufzusteigen. Solche Vereinbarungen, wie auch Zusagen zu Homeofficetagen oder bezahlten Fortbildungen sollten aber immer schriftlich festgehalten werden. Uns sind Fälle bekannt, in denen die verantwortliche Führungskraft das Unternehmen verlassen hat und sonst niemand von der Vereinbarung wusste. In einem Fall ist der Vorgesetzte gestorben und die mündlich getroffenen Absprachen waren nicht mehr gültig.

Wichtig ist, dass die Forderungen immer realistisch bleiben. Als Personalberatung haben wir schon von utopischen Vorstellungen der Bewerber gehört. Wer aber nach dem Motto vorgeht „the sky is the limit“ wirkt schnell unverschämt – oder naiv. Beides bedeutet meist das Ende des Gesprächs, Erfolge hin oder her.

Timing ist wichtig

Es versteht sich von selbst, dass man den Wunsch nach mehr Gehalt nicht zwischen Tür und Angel anspricht. Oft sind Mitarbeitergespräche der Ausgangspunkt, um abzuklopfen, wie es mit einer Gehaltserhöhung aussieht. Ein guter Zeitpunkt ist auch kurz vor Abschluss eines erfolgreichen Projekts. Dann kann man taufrisch auf den eigenen Beitrag dazu verweisen. Häufig werden Gehaltswünsche mit dem Argument der wirtschaftlichen Gesamtsituation abgeblockt. Das mag in manchen Fällen gerechtfertigt sein. Allerdings ist nicht jedes Unternehmen automatisch von Rezessionssorgen betroffen. Auch hier ist es hilfreich sich im Vorfeld zu informieren. Unabhängig davon, möchte man ja nicht bei einer Firma anheuern, die möglicherweise nach einigen Monaten insolvent ist.

Wieviel mehr Geld kann ich verlangen?

Bei Verhandlungen möchte natürlich jede Seite gut abschneiden. Kompromisse sind daher die Regel. Je nach Job gilt, dass bei Bewerbungsgesprächen etwa zehn Prozent der Summe Spielraum für Verhandlungen sind. Gehaltsgespräche finden in der Regel einmal im Jahr oder alle zwei Jahre statt. Dabei kann man von einem Plus von bis zu fünf Prozent ausgehen. Haben sich die Aufgaben verändert oder bei einer Beförderung sind zwischen fünf und 15 Prozent mehr drin. Wenn wir als Personalberater gezielt einen Kandidaten oder eine Kandidatin ansprechen, können auch Gehaltssprünge von mehr als 15 Prozent gemacht werden. In diesem Bereich liegt die Spanne auch bei einem Wechsel in eine Position mit mehr Verantwortung.

Zusatzleistungen rechnen sich

Auch bei einer Gehaltserhöhung muss mit einer Summe X nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein: Es gibt eine Reihe von Leistungen, die unabhängig vom Gehalt sind. Dazu zählen zum Beispiel Bonuszahlungen, Jobticket oder Sport- und Freizeitangebote. Gerade für Berufseinsteiger können Urlaubsgeld, Dienst-Laptop oder -Handy oder eine betriebliche Altersvorsorge interessante Zusatzleistungen sein, die sich rechnen.

Je mehr Berufserfahrung, desto selbstbewusster kann man in die Gehaltsverhandlungen gehen. Berufseinsteigern raten wir als Headhunter dagegen, auch ein geringeres Gehalt zu akzeptieren, wenn der Job ansonsten gut passt. Denn mit dieser Erfahrung im Gepäck kann man bei einem Jobwechsel leichter ein höheres Gehalt verhandeln. Ebenso sind viele Chefs offener für Gehaltserhöhungen, wenn man sich erstmal eine Zeitlang im Unternehmen eingebracht hat.