Was Leistungsträger erwarten: Arbeitest Du noch oder lebst Du schon?
20. September 2021
Jungen, gut ausgebildeten Menschen stehen derzeit alle Türen offen. Entsprechend selbstbewusst ist die neue Generation von Mitarbeitenden. Unternehmen müssen sich daher etwas einfallen lassen, wenn sie Talente gewinnen beziehungsweise halten wollen. Denn auch das gehört zur neuen Arbeitswelt – die wenigsten Beschäftigten bleiben für immer bei einer Firma.
Arbeitsmarktexperten warnen bereits seit Jahren vor dem Fachkräftemangel in Deutschland. Laut Statista fehlen hierzulande bis zum Jahr 2030 etwa zwei Millionen Fachkräfte. Doch der Mangel ist jetzt schon spürbar – und um die besten Köpfe mittlerweile ein regelrechter Kampf entbrannt.
Das bringt die Talente von heute in eine luxuriöse Situation: Sie können sich den Job mit den besten Konditionen aussuchen. Dabei geht es schon längst nicht mehr ums Geld. Vor allem wünschen sich Mitarbeiter Wertschätzung und Anerkennung. Beides ist entscheidend, damit sich die Beschäftigten wohlfühlen. Genauso wie eine gute Teamkultur.
Tischkicker ist schön, Mitbestimmung noch besser
Im Hays HR-Report 2020 erklärten 54 Prozent der Befragten, dass ein gutes Betriebsklima für sie der wichtigste Grund sei, um bei einer Firma zu bleiben. Für 43 Prozent waren interessante Aufgaben wichtig. Eine marktgerechte Bezahlung stellte dagegen nur für 37 Prozent den entscheidenden Faktor dar, ihrem Arbeitgeber treu zu bleiben.
Tischkicker, Obstteller, Grillabende oder ein Bürohund sind ohne Frage schöne Accessoires für die Stimmung im Team. Noch mehr Wert legt die neue Generation an Fachkräften Umfragen zufolge allerdings auf Flexibilität, Mitbestimmung und Vertrauen.
Wohlfühlfaktor auf der Arbeit
Viele dieser Ansprüche lassen sich unter dem Begriff „Wellbeing“ zusammenfassen: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen sich wohlfühlen bei der Arbeit. Dieser Trend hat in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen. Wer sich wohlfühlt ist zufriedener und motivierter – und damit produktiver. Unternehmen tun also gut daran, Stress zu reduzieren und ihre Mitarbeiter nicht zu überfordern. Durch die Corona-Krise ist die Frage, was ein Unternehmen für das Wohlbefinden seiner Mitarbeiter tut, noch einmal bedeutsamer geworden. Denn neben dem mentalen Wellbeing sollte das Arbeitsumfeld auch die körperliche Gesundheit sicherstellen.
Arbeit ist nicht genug: der Sinn wird immer wichtiger
Auch mit einer sinnstiftenden Arbeit können Unternehmen punkten. Der Wunsch nach einem Purpose, also einem Sinn, ist insbesondere in der Generation Z eine zentrale Motivation. Das muss nicht unbedingt die Veränderung der Welt sein – ein Sinn kann auch darin bestehen, kreative Lösungen für Kundenprobleme zu finden. Bekommen die Mitarbeiter dann auch noch ein positives Feedback für ihren Beitrag, steigen Motivation und Leistungsbereitschaft.
Eng verbunden mit der Frage nach dem Sinn ist der Anspruch der Nachwuchskräfte Verantwortung zu übernehmen. Sie fordern flachere Hierarchien und mehr Beteiligung. „New Work“ oder „Agiles Arbeiten“ lauten hier die Stichworte. Für Vorgesetzte bedeutet das ein ganz neues Führungsverständnis. Sie müssen weniger Chef, sondern mehr Coach sein.
Auch Männer wollen Job und Familie unter einen Hut bringen
Mit dem Wandel der Rollenbilder hat die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowohl für Männer als auch für Frauen einen höheren Stellenwert bekommen. Viele Unternehmen haben darauf reagiert und bieten flexible Arbeitszeitmodelle, mobiles Arbeiten oder Job-Sharing an. Auch in Führungspositionen gibt es mittlerweile immer häufiger Tandem-Lösungen, bei denen sich zwei Personen die Verantwortung teilen.
Doch nicht nur Eltern schätzen die Möglichkeit, sich ihre Arbeit selbst einteilen zu können. Flexiblere Arbeitszeiten sind einer der Grundpfeiler der viel beschworenen Work-Life-Balance. Hinzu kommt, dass Vertrauensarbeitszeit und großzügige Homeoffice-Angebote den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern signalisieren, dass der Arbeitgeber ihnen vertraut und ihre Arbeit anerkennt.
Leistungsträger wollen weiterkommen
Für die neue Generation von Leistungsträgern ist lebenslanges Lernen nicht nur ein Schlagwort. Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind für sie wichtige Kriterien bei der Wahl ihres Arbeitgebers. Noch wichtiger sind allerdings Aufstiegschancen. Denn Leistungsträger wollen weiterkommen. Wer sie halten möchte, muss ihnen daher eine Perspektive bieten. In einer Umfrage von personio, einem Anbieter für HR-Software, gaben 30 Prozent der Befragten an, sie würden wegen fehlender Karrierechancen den Job wechseln. Ein Problem, das bei den Verantwortlichen deutlich unterschätzt wird. In derselben Umfrage sahen nur 21 Prozent der Personalverantwortlichen das Fehlen von Aufstiegsmöglichkeiten als Kündigungsgrund.
Employee Experience als Wettbewerbsvorteil
Viele Unternehmen nehmen die Erwartungshaltungen der begehrten Fachkräfte bereits ähnlich ernst wie die Wünsche ihrer Kunden. Die Employee Experience folgt also auf die Customer Experience. Wie die Einkaufserfahrung auch, ist die Mitarbeiterzufriedenheit heutzutage auf Bewertungsplattformen wie Kununu für alle einsehbar. Je besser ein Unternehmen dabei abschneidet, desto leichter kann es neue Talente gewinnen.
Daher ist es wichtiger denn je, dass die Personalabteilung schon beim Rekrutierungsprozess feststellt, ob Mitarbeitende und Unternehmen zusammenpassen. Ist der geeignete Kandidat gefunden, investieren viele Unternehmen inzwischen viel Geld in ein Onboarding, also einen begleiteten Einarbeitungsprozess vom ersten Tag bis zum Ende der Probezeit. Geld, das sich häufig auszahlt – wenn die neugewonnenen Fachkräfte schneller im Team ankommen und sich mit dem Unternehmen und seinen Zielen identifizieren. Denn in der Folge sinkt die Fluktuation, so dass Wissen in der Firma bleibt und damit langfristig Kosten spart.