Female Leadership als Chance für mittelständische Unternehmen
2. November 2022
Gute Kommunikation, Wertschätzung und Empathie – das wünschen sich die meisten Angestellten von ihren Führungskräften. Alles Fähigkeiten, die klassischerweise vor allem Frauen zugesprochen werden. Kein Wunder also, dass immer mehr Unternehmen auf Female Leadership setzen. Allerdings hat der Mittelstand hier noch Nachholbedarf.
Frauen führen anders als Männer, das ist keine neue Erkenntnis. Neu ist aber, dass genau die Kompetenzen, die als „typisch weiblicher Führungsstil“ bezeichnet werden, gefragt sind wie nie. Denn Führungskräfte übernehmen heutzutage immer mehr die Rolle von Coaches. Sie geben ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht mehr genau vor, was zu tun ist, sondern verstehen sich eher als Begleiter, die bei Problemen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Damit verändern sich auch die Ansprüche an die Fähigkeiten von Vorgesetzten.
Noch vor nicht allzu langer Zeit galten Durchsetzungsvermögen und Konsequenz – und damit eher Männern zugeschriebene Eigenschaften – als Voraussetzung für eine steile Karriere. Doch inzwischen legen Personalverantwortliche wie auch Headhunter Wert auf Soft Skills wie Teamfähigkeit, soziale Kompetenz oder einen kooperativen Führungsstil.
Female Leadership: Bei Großunternehmen schon ein Erfolgsmodell
In großen Unternehmen hat das Thema Frauen in Führungspositionen bereits einen hohen Stellenwert. Das liegt allerdings auch daran, dass sich Quoten in großen Unternehmen besser durchsetzen lassen, allein schon deshalb, weil es mehr Positionen zu besetzen gibt. In mittelständischen Unternehmen sehen wir von der Personalberatung Mittelstand da deutlich mehr Nachholbedarf. Dennoch ist auch hier ein Umdenken zu beobachten.
Letztlich zahlen sich weibliche Führungskompetenzen für ein Unternehmen auch aus. Das zeigen Studien, wie die der Boston Consulting Group. Laut ihren Daten aus 2018 erzielen von Frauen gegründete Unternehmen pro investiertem Dollar mehr als das Doppelte an Einnahmen im Vergleich zu Firmen, die von Männern gegründet wurden. Bei börsennotierten Unternehmen mit weiblichen Chefs stieg der Börsenkurs innerhalb von zwei Jahren nach Amtsantritt um 20 Prozent im Vergleich zu von Männern geführten Unternehmen. In Afrika werden Mikrokredite vorzugsweise an Frauen vergeben. Denn es hat sich gezeigt, dass die Rückzahlungsquote sehr viel höher liegt als bei Männern. Außerdem sind Frauen oft besser organisiert und schaffen effiziente Arbeitsabläufe. Das fördert die Produktivität.
Frauen, so verdeutlichen es die Zahlen, gehen also meist verantwortungsvoller mit Geld um als Männer. Aber auch in Sachen Unternehmenskultur haben weiblich geführte Firmen die Nase vorn. Zusammenarbeit, Wertschätzung und Feedbackkultur werden von der Belegschaft deutlich positiver bewertet als in Unternehmen mit männlichen Führungskräften.
Mehr Bewusstsein statt Selbstbewusstsein
Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch. Teamarbeit wird immer wichtiger und damit auch die Kommunikationsfähigkeit und Feedbackkultur. Female Leadership kann entscheidend zum Gelingen dieses Wandels beitragen.
Frauen wird eine höhere emotionale Intelligenz zugesprochen, also die Fähigkeit eigene und fremde Gefühle nicht nur wahrzunehmen, sondern auch zu verstehen und zu beeinflussen. Im Gegensatz zum männlichen Selbstbewusstsein, ist es bei Frauen eher ein „sich seiner Persönlichkeit selbst bewusst sein“. Das geht meist damit einher, dass es Frauen beim Thema Führung weniger um das eigene Ego geht – das ist gut für den Zusammenhalt im Team. Aber auch was Konfliktmanagement, Mitarbeitermotivation oder Anpassungsfähigkeit angeht, schneiden Frauen laut internationalen Studien besser ab als Männer. Je mehr Jobs automatisiert werden, desto wichtiger sind Empathiefähigkeit, Emotionalität und Kreativität: Denn auf diesen Feldern ist der Mensch der Maschine (noch) überlegen.
Auch der Mittelstand sollte auf Frauen in Schlüsselpositionen setzen
Bei Becker + Partner sind wir überzeugt, dass Unternehmen sich in Sachen Geschlechtergerechtigkeit ohnehin für mehr Frauen in Schlüsselpositionen einsetzen sollten. Als Personalberater legen wir unseren Kunden zudem nahe, den Einfluss, einer guten Unternehmenskultur auf Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen. Schließlich müssen Arbeitgeber in Zukunft immer mehr dafür tun, um neue Fachkräfte für sich zu gewinnen.
Die Zukunft der Führungspositionen könnte sogar in weiblicher Hand liegen. Denn mit dem Siegeszug von Homeoffice und Digitalisierung und damit verbunden der Flexibilisierung der Arbeit, ist es für Frauen leichter, Familie und Job unter einen Hut zu bringen. Viele Frauen, die unfreiwillig in Teilzeit oder gar nicht arbeiten, weil sie Kinder betreuen, könnten künftig durch den Ausbau der Remote Arbeit in den Job zurückkehren. Voraussetzung ist jedoch, dass Personalabteilungen flexiblere Arbeitszeitmodelle auf den Weg bringen. Wir können unseren Kunden nur raten, sich diese Chance nicht entgehen zu lassen ihr Unternehmen für die Zukunft aufzustellen – mithilfe weiblicher Führungskräfte und eines „weiblichen“ Führungsstils.