Frauen führen anders als Männer

19. Juli 2021

Was würden Sie auf die Frage „Führen Frauen anders als Männer?“ antworten? Wie viele Ihrer Mitmenschen vermutlich aus Reflex „Ja“. Immerhin sind Männer und Frauen doch grundsätzlich so unterschiedlich, wieso sollte es bei diesem Thema also anders sein. Im Folgenden wollen wir Ihnen die Antwort auf diese Frage liefern und klären, ob an den vermeintlichen Unterschieden überhaupt etwas dran ist, ob es sich nur um ein Klischee aus der Arbeitswelt handelt, oder ob mehr dahintersteckt.

Was sagt die Wissenschaft?

Vielleicht erstaunen Sie die Ergebnisse aller gängigen Studien zum Thema. Diese belegen nämlich, dass es nur minimale Unterschiede zwischen Männern und Frauen in Führungspositionen gibt.

Grundsätzlich kann man zwischen zwei gängigen Führungsstilen unterscheiden: dem mitarbeiterorientierten und dem aufgabenorientierten. Führungskräfte, die eher mitarbeiterorientiert sind, legen vor allem Wert auf persönliche Beziehungen zu diesen und berücksichtigen ihre Interessen und Entwicklungswünsche in ihren Entscheidungen.
Eine aufgabenorientierte Führungskraft hat eine eher sachlich-oberflächliche Beziehung zu ihren Mitarbeitenden. Im Fokus stehen stattdessen zu erreichende Ziele sowie Projekte und Aufgaben.

In einer wissenschaftlichen Studie der niederländischen Wissenschaftlerin Hetty van Emmerik wurden 60.000 Mitarbeitende zum Führungsverhalten ihres Vorgesetzten befragt.
Geht man von Stereotypen aus, müssten Frauen dem mitarbeiterorientierten Stil und Männer dem aufgabenorientierten Stil zugeordnet werden. Tatsächlich zeigt das Ergebnis der Studie aber, dass es keinen nennenswerten Unterschied zwischen Frauen und Männern hinsichtlich der Mitarbeiter- und Aufgabenorientierung gibt.

Laut einer Studie des Verbands deutscher Unternehmerinnen liegt der einzige Unterschied lediglich in der Schwerpunktsetzung der Führung. Demnach setzen Frauen mehr auf Kreativität, Fürsorglichkeit und Teamfähigkeit, während Männer sich rücksichtloser durchsetzen, Stichwort „Ellenbogenmentalität“, und schneller Entscheidungen treffen. Die Studie offenbarte zudem, dass Frauen intensive Kundenbindungen, gute Beziehungen zu den Mitarbeitenden und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf priorisieren, wohingegen Männer eher auf finanzielle Vorteile und sachliche Leistungen wie Dienstwagen und Firmenhandys setzen.

Eine weitere empirische Studie der Uni Mannheim und des Studienzentrums Bonn schafft das Klischee, dass Frauen aufgrund zu starker Empathie weniger durchsetzungsstark sind, jedoch endgültig aus der Welt. So haben Unternehmen, welche von Frauen geführt werden, mehr Regeln und klarere Führungswerte, während Männer teilweise sogar dazu neigen weniger in das Arbeitsverhalten ihrer Mitarbeiter einzugreifen.

Wie sind die geringen Unterschiede zu erklären?

So viel zu den Fakten, aber warum sind die Unterschiede zwischen dem Führungsverhalten von Frauen und Männern so gering? Erklärt werden kann dies anhand von drei Gründen. Führen hat viel mit sozialen Kompetenzen zu tun. In der Regel wird bei diesen von vier grundlegenden Kompetenzen gesprochen: soziale Orientierung, Offensivität, Selbststeuerung und Reflexibilität. Geht man davon aus, dass Frauen und Männer sich in ihrem Führungsverhalten unterscheiden, müssten zwangsläufig auch Unterschiede in ihren Sozialkompetenzen zu finden sein, was nicht der Fall ist.

Ein weiterer Grund ist die Sozialisation. Egal, ob ein Mann oder eine Frau eine Führungsrolle übernehmen soll, beide wurden im Unternehmen vorher vom gleichen Umfeld geprägt. Das heißt, beide werden bereits einige Jahre im Unternehmen angestellt gewesen sein, bevor ihnen überhaupt die Führungsposition angeboten wird. Sie bekommen Führungsprinzipien vorgelebt und erhalten die gleichen Trainings.

Zu guter Letzt repräsentieren Frauen in Führungspositionen natürlich nicht die Gesamtheit aller Frauen. Eine Frau, die eine Führungsposition anstrebt, hat dafür vermutlich ähnliche Beweggründe und Motivationen wie ein Mann.

Wer führt denn nun besser?

Zum Schluss stellt sich trotzdem noch die Frage, wer denn nun die bessere Führungskraft ist? Auch auf diese Frage gibt es keine eindeutige Antwort. Verschiedene Studien zeigen, dass das Geschlecht nicht bestimmt, ob eine Person erfolgreich führt. Die vermeintlichen Unterschiede entstehen viel mehr in den Köpfen der Menschen. Die meisten Menschen, sowohl Männer als auch Frauen, denken immer noch in Geschlechterrollen und schieben den Geschlechtern verschiedene Attribute zu, die sie dann in der Realität abgleichen. Dadurch werden Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Führungskräften überhaupt erst wahrgenommen. Eine Studie von Early und Karau (2002) zeigt, dass Frauen, die stereotypisch männliche Verhaltensmuster bei der Führung aufweisen, sowohl von Männern als auch von Frauen negativer bewertet werden, da sie nicht in das typische Idealbild einer Frau passen. Dabei zeigen viele Studien auch, dass es sich positiv auf das wirtschaftliche Ergebnis eines Unternehmens auswirkt, einen hohen Anteil an Frauen im Vorstand zu haben. Die Unternehmen sind sogar nachweislich finanziell erfolgreicher.

Man kann abschließend also festhalten, dass es per se erstmal keine nennenswerten Unterschiede zwischen Frauen und Männern in Führungspositionen gibt. Vielmehr kommt es auf die Persönlichkeit der Führungskraft an, ihre Interessen und Ziele sowie darauf, mit welchen Erwartungen und veralteten Stereotypen die Mitarbeitenden den Vorgesetzten gegenübertreten.

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