Social Media Recruiting im Web

14. Dezember 2021

Was können Xing, Linkedin, Facebook, Experteer & Co bieten, um Top-Kandidaten zu angeln? social media recruiting handy mit icons Ob für Stellenanzeigen, aktive Kandidatensuche oder Employer Branding – Karrierenetzwerke und Soziale Medien sind unverzichtbar beim Werben um die besten Fachkräfte. Doch oft vernachlässigen Personalverantwortliche diese wertvollen Quellen sträflich.

Eine Umfrage von Experteer unter rund 2.500 Führungskräften spricht eine eindeutige Sprache: 96,4 Prozent aller Führungskräfte geben an, dass sie von Unternehmen oder durch eine Personalberatung angesprochen werden wollen. Nur knapp 40 Prozent der Unternehmen gehen aber von sich aus auf mögliche Kandidatinnen oder Kandidaten zu.

Social Media Recruiting: Der Berg geht zum Propheten

Active Sourcing und Social Media Recruiting können jedoch einen Unterschied machen. Schließlich gehört es heute zum guten Ton, ein Profil in einem oder auch mehreren Karrierenetzwerken zu haben. Und bei Facebook, Twitter oder Instagram sind ohnehin die meisten Menschen zu finden.

Zu wenig Zeit und zu wenig Ressourcen sind meist die Gründe, weshalb Personalabteilungen in diesem Ozean möglicher neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht selbst auf die Suche gehen. Viele Firmen legen das Active Sourcing daher in die Hände von professionellen Personaldienstleistern.

Denn auch Personalberater und Headhunter nutzen bei entsprechendem Suchmandat Social Medial Recruiting als Tool für die erfolgreiche Personalvermittlung.

Was ist Social Media Recruiting?

Diese Frage ist recht leicht zu beantworten: der Begriff bezeichnet alle Maßnahmen zur Förderung des Personalmarketings die auf sozialen Netzwerken stattfinden. Es werden die im jeweiligen Umfeld der Plattform bereits vorhandenen Mittel zur Kommunikation genutzt, um aktiv nach Kandidaten zu suchen und diese auch anzusprechen. Aber auch passive oder indirekte Möglichkeiten bieten sich an,  z.B. durch die besonders attraktive Gestaltung des eigenen Unternehmensprofils durch Inhalte und Design (Content Marketing), mittels Influencer-Marketing oder durch Moderation von Foren oder Gruppen zu den ureigenen Themen. Viele Plattformen besitzen auch einen gesonderten Bereich zur Ausschreibung von Stellenangeboten bzw. einen Bereich „Karriere“.

4 Vorteile von Social Media Recruiting

Man erreicht bei der Nutzung von Werbemaßnahmen sehr passgenau die eigene Zielgruppe. Dies setzt voraus, das man die Plattform entsprechend gut ausgesucht, damit man in ihr auch das gewünschte Publikum vorfindet. Auf TikTok könnte es schwer werden den erfahrenen Geschäftsführer aus der Industrie zu finden.

Das Tracking von Social Media Content gehört quasi zum akzeptierten guten Ton. Normalerweise ist es schwer den Erfolg einer Maßnahme zu bewerten. Bei einem Artikel in einem Portal werden jedoch von den Usern über Likes und Kommentare hilfreiches Feedback geliefert, mit dem man die inhaltliche und tonale Ausrichtung für Stellenausschreibungen und Artikel noch anpassen kann. Es gibt daher aber auch eine gewisse Pflicht, auf das erhaltene Feedback angemessen und professionell zu reagieren.

Man erreicht mehr als nur die aktiv arbeitssuchenden Menschen. Social Media wird zu einem großen Teil in der privaten Freizeit konsumiert. Durch Artikel, Werbung, und Arbeit in Gruppen werden daher auch Personen erreichbar, die eigentlich nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber sind, aber über die Aktivitäten des Unternehmens nebenbei stolpern.

Zu guter Letzt: Die Chance auf den Jackpot. Eine richtig gute Anzeige oder Kampagne mit Pfiff hat das Potential viral zu gehen. Die Reichweite wäre auf einen Schlag enorm hoch und würde alle anderen Maßnahmen locker schlagen.

Social Recruiting & Active Sourcing beginnen in Karrierenetzwerken

social media recruiting xing straßenschild Xing hat 19 Millionen Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Von ihnen haben mehr als 40 Prozent studiert. Gute Voraussetzungen also, um hier die richtige Zielgruppe zu erreichen. Bei Linkedin sind es 17 Millionen Mitglieder in den sogenannten DACH-Ländern. Nicht alle sind auf der Suche, aber Umfragen zeigen: Mit dem richtigen Angebot und der richtigen Ansprache lassen sich fast 90 Prozent der Arbeitnehmer zu einem Jobwechsel motivieren.

Die aktive eigene Kandidatensuche ohne externen Personalberater fängt daher meist bei einem der Karrierenetzwerke an. Der „Xing Talentmanager“ oder „Linkedin Recruiter“ bieten neben unbegrenzten Zugang zu allen Mitgliederprofilen erweiterte Suchmöglichkeiten, sowie das komplette Kandidatenmanagement. Mithilfe von künstlicher Intelligenz erhalten Personaler zudem Vorschläge für effektivere Suchanfragen. Beide Portale dienen zugleich als Jobbörse. So erreicht man beispielsweise Mitglieder, die sich per Newsletter über neue Jobs informieren. Zeigt ein Kandidat Interesse, sollte er möglichst viele Informationen sowohl zum Job als auch zum Unternehmen finden. Daher ist wichtig, dass der Recruiter beziehungsweise die Firma in dem jeweiligen Netzwerk einen professionellen Auftritt hat.

Gehaltsbenchmark und Fokus auf den Mittelstand

Experteer setzt auf Exklusivität. Die Plattform richtet sich an Top-Führungskräfte – es gilt eine Gehaltsbenchmark von 60.000 Euro. Wer einen neuen Karriereschritt gehen möchte, meldet sich meist bei Experteer an. Mehr als eine Million Profile von Spitzenkräften sind aktiv. Weil die Premium-Version nicht ganz günstig ist, kann man davon ausgehen, dass ein großer Teil der Premiummitglieder zumindest latent wechselwillig ist. Experteer wirbt zudem mit einer überdurchschnittlichen Antwortrate. Mehr als die Hälfte der kontaktierten Kandidatinnen und Kandidaten meldet sich demnach zurück. Das ist ein überzeugendes Argument: Denn Umfragen unter Personalverantwortlichen zeigen, dass sie Active Sourcing häufig nicht nutzen, weil die Zahl der Antworten überschaubar ist.

Eine reine Jobbörse, ausschließlich für den Mittelstand – das ist Yourfirm.de. Zeitarbeitsfirmen, Headhunter oder große Konzerne sind ausgeschlossen. Hier suchen Handwerk und Produktion, ebenso wie Logistikunternehmen oder Energieversorger nach Personal. Yourfirm.de setzt dabei auf persönliche Beratung und eine große Reichweite. Die Jobangebote erscheinen in zahlreichen Partnerportalen – sowohl regionalen als auch in den Sozialen Medien.

Employer Branding – am besten mit Gefühl

Auf Facebook sind in Deutschland 32 Millionen Menschen unterwegs. Bei Instagram sind es um die 21 Millionen – mit steigender Tendenz. Twitter bietet immerhin noch rund 11 Millionen Nutzer. Stellenanzeigen auf Social-Media-Kanälen versprechen daher eine hohe Reichweite. Bei den kostenpflichtigen Anzeigen über Facebook Ads können Firmen zudem bestimmen, welche Zielgruppe die Anzeigen sieht. Interessante Jobs bekommen Likes, werden kommentiert und geteilt oder gleich an potenzielle Kandidaten weitergeleitet.

Nicht zu unterschätzen für die Mitarbeiterwerbung ist auch das Employer Branding – und dafür sind die Sozialen Medien prädestiniert. Denn auf Facebook und Co können Firmen auch ungewöhnliche Wege gehen und mit emotionalen Kampagnen auf sich aufmerksam machen. Ein Unternehmen mit Fokus auf Familienfreundlichkeit und Gleichbehandlung hat beispielsweise gezielt übergewichtige Menschen angesprochen. Dazu schaltete es eine mehrmonatige Kampagne auf Facebook und Instagram. Aktionen wie diese fallen auf und verbreiten sich dann auch schnell im Netz.

Vorsicht: Datenschutz gilt auch im Internet

Seit 2018 trifft Social Media Recruiting auf die Vorgaben der Datenschutzgrundverordnung. Für das Speichern und Verarbeiten personenbezogener Daten gelten seitdem strengere Regeln. Allerdings sehen Rechtsexperten beim Active Sourcing in Karrierenetzwerken nicht unbedingt einen Verstoß gegen die Datenschutzgrundverordnung – selbst wenn der Status nicht auf „offen für neue Herausforderungen“ steht. Schließlich dienen die Portale dazu sich zu vernetzen und gegebenenfalls einen neuen Job zu finden.

Umstrittener ist die aktive Suche auf Facebook oder Instagram. Denn die meisten Nutzer sind hier privat unterwegs. Allerdings gibt es öffentliche Bereiche, die für alle Mitglieder sichtbar sind und eben private Bereiche, um die Recruiter einen großen Bogen machen sollten. Für Personalmanager ist es aber keine Frage, dass Social Media in Zukunft eine immer größere Rolle bei der Kandidatensuche spielt. Deswegen sollten Unternehmen für Recherchen im Netz unbedingt zuerst Datenschutz-Leitlinien aufstellen.