Mittelstandsunternehmen – wer sind die Gewinner und Verlierer der Coronakrise

22. Januar 2022

Seit fast genau zwei Jahren hält die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Nach einem kurzen und heftigen Einbruch läuft zumindest die Wirtschaft größtenteils wieder. „Typische Unternehmereigenschaften“ waren zur Krisenüberwindung gefragt. Doch wie in jeder Krise gibt es Gewinner und Verlierer. Die gute Nachricht ist – viele Mittelstandsunternehmen nutzen ihre Flexibilität. Der Schuh drückt inzwischen ganz woanders.

Am 27. Januar 2020 gibt es in Deutschland den ersten amtlichen Coronafall. Es folgen monatelange Lockdowns, Homeoffice und Kurzarbeit. Mit einem Schlag verlagert sich ein Großteil der Arbeit wie auch der Freizeit ins Internet. Die Digitalwirtschaft zählt daher zu den unbestrittenen Siegern der Pandemie. Wir als Personalberatung spüren die angestiegene Nachfrage bei Jobs in diesen Sektoren. Ob Anbieter von Videosoftware wie Teams oder Zoom oder Online-Händler wie Amazon: Digitale Dienstleistungen boomen. Experten gehen davon aus, dass die Coronakrise die Digitalisierung in Deutschland um Jahre nach vorne bringt. Aber auch Anbieter von Medizintechnik und Baumärkte haben aufgrund der Pandemie Hochkonjunktur. Automobilindustrie und Zulieferer dagegen gehören ebenso zu den Verlierern wie die Reise- und Veranstaltungsbranche.

Der Mittelstand Deutschland spielt seine Stärken aus

Für viele kleine und mittelständische Unternehmen ist die Situation erst einmal existenzbedrohend. Sie profitieren von den staatlichen Hilfsprogrammen und der Möglichkeit, ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Doch es zeigt sich, dass der Mittelstandsunternehmen flexibel auf Krisen reagieren kann: Manche Unternehmen stellen ihre Produktion kurzerhand auf Masken, Einwegoveralls oder Desinfektionsmittel um. Und unzählige Mittelständler richten innerhalb kürzester Zeit digitale Vertriebswege ein: Click & Collect und Online-Handel helfen im Lockdown die Verluste zu minimieren.

Wie die KfW in ihrem Mittelstandspanel schreibt, wurden darüber im Jahr 2020 mehr als 300 Milliarden Euro Umsatz generiert. Das ist ein Wachstum von 24 Prozent für den Online-Bereich. Zwar schlagen im selben Zeitraum auch 277 Milliarden Euro Umsatzverluste zu Buche und auch für 2021 rechnet jedes dritte Unternehmen noch mit Umsatzrückgängen – insgesamt zeigt der Trend jedoch nach oben. Mittelfristig erwarten Unternehmer Zahlen auf Vorkrisenniveau.

Für die Chefvolkswirtin der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Fritzi Köhler-Geib, liegt das vor allem an „typischen Unternehmereigenschaften“ wie einer guten Eigenkapitalquote und Anpassungsfähigkeit.

Agiles Arbeiten ist gefragt

Agilität ist also Trumpf und da sind kleine und mittelständische Unternehmen gegenüber den großen Konzernen klar im Vorteil: Sie können ihre Geschäftsmodelle deutlich schneller anpassen und neue Produkte oder Dienstleistungen anbieten. Aber auch an die Rahmenbedingungen passen sie sich an, entwickeln in kürzester Zeit Hygienekonzepte und stellen den Schichtbetrieb um, so dass sich weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter begegnen.

Die Pandemie zeigt, dass Unternehmen, die schon frühzeitig auf Digitalisierung gesetzt haben, einen Vorsprung haben: Sie können ihre Mitarbeiter sofort ins Homeoffice schicken und Produktionsprozesse oft ortsunabhängig steuern.

Nicht zuletzt stellt die Beschaffung von passenden Mitarbeitern und Führungskräften durch Personalberater  und Headhunter bei sich ändernden Herausforderungen auch einen wichtigen Beitrag dar. Und die resultierende Flexibilität zahlt sich aus – 93 Prozent der kleinen und mittelständischen Unternehmen machen 2020 Gewinn – auch wenn der im Schnitt im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent geringer ausfällt. Und immerhin kann sich ein großer Teil der Unternehmen, die Verluste machen, mit einem Kapitalpuffer durch die Krise retten.

Außerdem reduzieren Unternehmen durch Überstundenabbau, den Wegfall von Reisen oder Anmietungen von Konferenzräumen erheblich ihre Ausgaben. Darüber hinaus werden viele Stellen nicht neu besetzt, an anderen Stellen Personal abgebaut. Eine Studie der SRH Heidelberg für das Jahr 2020 zeigt, dass drei Viertel der befragten Unternehmer mit diesen Maßnahmen im Schnitt 20 Prozent Kosten eingespart haben.

Einzelhandel mit Umsatzrekorden

Der Einzelhandel, der lange wie der klare Verlierer der Pandemie aussieht, überrascht in beiden Krisenjahren mit starken Zahlen. Allerdings nicht in allen Bereichen. Bekleidungs- oder Schuhgeschäfte sind teilweise geschlossen und dürfen später nur mit strengen Auflagen Kunden empfangen: Sie büßen im vergangenen Jahr rund 30 Prozent Umsatz ein. Supermärkte, Drogerien oder Elektronikanbieter dagegen freuen sich über Rekordumsätze. Insgesamt legt der Einzelhandel in Deutschland nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2021 sogar einen neuen Umsatzrekord hin: 3,1 Prozent mehr Umsatz wird hier generiert verglichen mit dem bisherigen Rekordhalter – das ist 2020, also das erste Coronajahr.

Corona ist nicht mehr das drängendste Problem

Probleme bereiten inzwischen vielmehr Lieferengpässe und gestiegene Rohstoffpreise. Die Auftragsbücher der meisten Unternehmen sind voll. Aber mit der Ausführung kommen sie oft nicht hinterher, weil es kaum noch Material gibt. Da überrascht es nicht, dass die Bewältigung der Corona-Folgen für Mittelstandsunternehmen nicht mehr das drängendste Thema ist. In einer Umfrage für das Zukunftspanel Mittelstand des IfM Bonn sieht nur knapp die Hälfte der befragten Unternehmen hierin eine der größten Herausforderungen für den Mittelstand. Für zwei Drittel sind Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowie Digitalisierung die größten Herausforderungen. Auch die Sorge wegen des Fachkräftemangels liegt noch vor der Sorge um die Corona-Krise. Und hier liegt unsere Stärke: bei der Suche nach Fach- und Führungspersonal unterstützen wir den Mittelstand mit professionellem Executive Search und Interim Management.

 

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