Mit Nachhaltigkeit gute Mitarbeiter gewinnen

7. Februar 2022

Am Thema Nachhaltigkeit kommt heute kein Unternehmen mehr vorbei. Ebenso wenig wie am Fachkräftemangel. Es zeigt sich aber: Der Kampf fürs Klima kann Unternehmen beim Kampf um die besten Talente helfen. Denn der größte Teil der Absolventen sieht Nachhaltigkeit als wichtigen Faktor bei der Wahl des Arbeitgebers. Inwieweit diese Aspekte für uns als Headhunter bei der Personalberatung und beim Executive Search eine Rolle spielen könnten, soll mit diesem Beitrag beleuchtet werden.

Für den überwiegenden Teil der jungen Generation ist Umweltschutz eine Herzensangelegenheit. Viele von ihnen sind selbst im Umweltschutz aktiv. Von ihrem potenziellen Arbeitgeber erwarten sie daher ebenfalls einen Beitrag. Denn wer freitags für den Klimaschutz auf die Straße geht, will montags nicht bei einem Arbeitgeber sitzen, der mit Nachhaltigkeit nichts am Hut hat.

Corporate Social Responsibility: Bienenstöcke auf dem Firmengelände reichen nicht

Das ist auch das Ergebnis einer Umfrage der Employer-Branding-Beratungsfirma Universum unter mehr als 50.000 Absolventen: Für acht von zehn von ihnen ist es mitentscheidend, wie es ihr potenzieller Arbeitgeber mit dem Umweltschutz hält. Für ihre Überzeugung sind die meisten durchaus bereit auf ein höheres Gehalt zu verzichten. Wichtig ist, dass das Gesamtpaket stimmt. Denn mit Bienenstöcken auf dem Firmengelände oder dem Bau von Winterquartieren für Igel allein ist es nicht getan. Um bei möglichen Bewerbern zu punkten, braucht es schon eine überzeugende Strategie, wie das Unternehmen seine unternehmerische Verantwortung in die Tat umsetzt.

Gelebte Corporate Social Responsibility, kurz CSR, lautet das Zauberwort. Das bedeutet neben Nachhaltigkeit auch Themen wie Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, Gleichbehandlung aller Geschlechter oder faire Löhne und Lieferketten zu berücksichtigen. Für die „Fridays for Future“-Generation ist allerdings ökologische Nachhaltigkeit noch wichtiger als soziale Nachhaltigkeit. Sie wünschen sich, dass das Thema auch in ihrem Arbeitsalltag eine größere Rolle spielt, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Porsche Consulting ergibt. Birgit Engler, Partnerin bei der Porsche-Beratungsfirma, ist deswegen überzeugt: „Die Fridays-for-Future-Generation können Sie nur für sich als Mitarbeiter gewinnen, wenn Ihr Unternehmen nachhaltig aufgestellt ist.“ Diese Chance sollten Unternehmen nutzen, findet Engler. So ließen sich Mitarbeiter an das Unternehmen binden.

Sei nachhaltig und rede darüber

Experten bemängeln, dass Nachhaltigkeitsstrategien bei der Personalvermittlung und auch bei der Direktsuche (Executive Search) bisher zu selten eine Rolle spielen. Hinweise auf Essen vom Bio-Caterer oder vom Arbeitgeber gesponsorte E-Bikes fehlen zwar in kaum einer Stellenanzeige. Doch damit ist der Nachhaltigkeitsanspruch dann oft schon erledigt. Auf Karriereseiten ist wenig zu lesen, wie man dem Ziel der Klimaneutralität näherkommen will. Ebenso wenig über Projekte wie das papierlose Büro, Konzepte zur Müllvermeidung oder zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks.

„Die nachhaltigsten Unternehmen können sich die Bewerber aussuchen“

Damit verschenken die Firmen viel Potential. Kai Michael Beckmann von der Wirtschafts­prüfungs­gesellschaft Mazars, sagt: „Nachhaltig agierende Unternehmen, die CSR in ihre Unternehmenssteuerung integriert haben und diese Aspekte gezielt managen, entwickeln sich im Durchschnitt erfolgreicher als ihre Wettbewerber.“ Außerdem haben sie bessere Chancen, gute Mitarbeiter an Land zu ziehen – und zu halten.

Das bestätigt die Forsa-Umfrage: Jeder dritte Beschäftigte gibt an, er würde sich wegen des mangelnden Umweltbewusstseins heute nicht noch einmal beim derzeitigen Arbeitgeber bewerben. Birgit Engler ist daher überzeugt, dass sich „in Zukunft die fairsten und nachhaltigsten Unternehmen die Bewerberinnen und Bewerber aussuchen können“.

Nachhaltigkeit darf kein Papiertiger sein

Dabei steht der Schutz der Ressourcen bei den meisten Unternehmen schon länger in den Unternehmenszielen. Wie dieser Anspruch mit Leben gefüllt wird, fällt allerdings sehr unterschiedlich aus. Reine Lippenbekenntnisse oder kosmetisches „Green-Washing“ sind durchschaubar und schaden dem Image eher.

Fast die Hälfte der Angestellten mittelständischer Unternehmen findet allerdings, ihr Arbeitgeber tue nach wie vor nicht genug für Umwelt und Klima. Eine Studie der DZ Bank bescheinigt dem Mittelstand ebenfalls Nachholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit. Zwar sind Arbeits- und Produktionsmethoden in vielen Unternehmen wesentlich ressourcensparender als früher, dennoch gibt es reichlich Luft nach oben. Insbesondere bei der Auswahl der Lieferanten spielen Nachhaltigkeitskriterien bisher nur eine geringe Rolle. Auch die Riege der Führungskräfte, die durch Executive Search

Drei Viertel der Unternehmen recycelt

Doch es gibt auch positive Beispiele. Gerade mittelständische Unternehmen beweisen Erfindergeist und arbeiten daran, Kunststoff und Chemikalien für ihre Produkte durch nachwachsende oder wiederaufbereitete Materialien zu ersetzen. Drei Viertel der Unternehmen recycelt und versucht beim Gebäudemanagement und bei der Digitalisierung Energie und Rohstoffe zu sparen. Investitionen, die sich auszahlen können. Denn Birgit Engler ist sich sicher: „Damit Unternehmen langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig sein können, reicht der alleinige Fokus auf wirtschaftliche Ziele nicht aus.“

Und wir als Personalberater für Fach- und Führungskräfte sind uns sicher, dass bei der Suche nach qualifizierten neuen Mitarbeitern, die glaubhaft erlebte Corporate Social Responsibility eines Unternehmens eine immer größere Rolle spielen wird.