Unternehmertum versus Selbstbestimmung: „New Work Experience 22“ gibt Einblicke in die Arbeitswelt von Morgen
18. Juli 2022
Wie sieht die Arbeit der Zukunft aus? Zu diesem Thema haben sich hochkarätige Redner und Diskussionsteilnehmer gerade erst in Hamburg getroffen. Bei der „New Work Experience 22“ in der Elbphilharmonie trafen traditionelle Werte auf neue Sichtweisen.
Arbeit, wie wir sie kennen, befindet sich gerade im größten Wandel seit Jahrzehnten. In diesem Zusammenhang fallen immer wieder die Begriffe New Work oder Arbeit 4.0. Für das Unternehmen New Work SE, zu dem auch das bekannte Karrierenetzwerk Xing und das Bewertungsportal Kununu gehören, ist der Fokus auf aktuelle Trends in Sachen Arbeit natürlich vorprogrammiert. Bereits zum fünften Mal ist das Hamburger Unternehmen Gastgeber der „New Work Experience“-Veranstaltung. Dieses Mal lautete das Motto „Celebrating Work/ Pioneering Culture“. Mehr als 100 Redner und Diskussionsteilnehmer gaben Praxisbeispiele und Denkanstöße für neue Organisationsstrukturen oder moderne Strategien der Mitarbeiterführung.
Wolfgang Grupp, Unternehmer vom alten Schlag
Wie die Transformation der Arbeit aussieht, darüber gibt es ganz verschiedene Ansichten. Das zeigte insbesondere die Diskussionsrunde, in der der Philosoph Richard David Precht und der Unternehmer Wolfgang Grupp dabei waren. Der Trigema-Chef, der seine Shirts ausschließlich in Deutschland produzieren lässt, kann mit Homeoffice oder Work-Life-Blending wenig anfangen. Dass die Beschäftigten ihr Privatleben an die erste Stelle setzen, gibt es bei ihm nicht unbedingt. Das hat für Grupp aber auch damit zu tun, dass jeder Mensch etwas Wert sein und für seine Leistung Anerkennung bekommen möchte, sagt er. Im Gegenzug sieht er sich als Unternehmer in der Verantwortung für seine Beschäftigten und ihre Familien. Wer Teil der Betriebsfamilie sei, so Grupp, habe einen sicheren Arbeitsplatz.
Precht: „Jeder Mensch hat das Recht auf einen Purpose“
Der Philosoph Precht findet dagegen, jeder Mensch habe das Recht auf einen Purpose bei der Arbeit, also einen Sinn. Dabei sieht er die Identifikation mit der Arbeit, dem Arbeitgeber, und dem Team als ganz zentrale Punkte. Ebenso wie zu wissen, welchen Beitrag man selbst für den Erfolg leistet. Auf der einen Seite der Unternehmer, der die Verantwortung für seine Angestellten übernimmt, auf der anderen der Philosoph, der für selbstbestimmtes Arbeiten eintritt – die Pole könnten gegensätzlicher nicht sein. Und sie zeigten deutlich, dass New Work noch lange keine Selbstverständlichkeit ist.
Wichtige Diskussionen – auch für Personalberatungen
Der Blick auf die Arbeitswelt von Morgen ist für uns als Personalberater immer spannend. Deswegen verfolgen wir diese Diskussionen mit großem Interesse. Trends wie die Sinnhaftigkeit der Arbeit oder mehr Flexibilität und Verantwortung durch neue Führungsstile werden ja bereits länger diskutiert, und diese Entwicklung wird auch nicht aufzuhalten sein. Doch eine Umstellung erfolgt nicht von heute auf morgen, und alte Strukturen haben an mancher Stelle nach wie vor ihre Berechtigung.
Wir meinen, jedes Unternehmen muss seinen eigenen Weg finden, die neue Art des Arbeitens umzusetzen. Einen Königsweg gibt es nicht. Mit jungen Fachkräften, die meist selbstbestimmt und ortsunabhängig arbeiten möchten, gelingt der Wandel vielleicht etwas schneller als mit Beschäftigten, die noch mit einem anderen Bild von Arbeit ausgewachsen sind. Kleine und mittelständische Unternehmen haben sich schon immer als besonders wandelbar erwiesen. Das hat die Corona-Krise noch einmal unter Beweis gestellt. Hier haben sich sowohl Management als auch Beschäftigte in kürzester Zeit auf neue Gegebenheiten eingestellt und den Weg zum New Work geebnet. Andererseits beobachten wir immer wieder, dass gerade Familienunternehmen, in denen Vieles auf den Chef oder die Chefin zugeschnitten ist, sich mit dem Wandel schwertun. Oft ist es dann die neue Generation, die frische Ideen umsetzt und Neues ausprobiert. Doch nicht alles, was neu ist, muss zwangsläufig gut sein und oft ist ein Stück Sicherheit, die Unternehmen wie Trigema-bieten, genauso wertvoll, wie Flexibilität oder Selbstbestimmung. Daher gilt in unseren Augen hier wie so oft: die richtige Mischung macht’s. Events wie die New Work Experience sind aber hervorragende Möglichkeiten, sich Anregungen zu holen, wie eine solche Mischung aussehen kann.