Die wichtigsten „Moments that Matter“ bei der Employee Experience
9. August 2022
Beim Werben um die besten Talente nehmen sich Personalabteilungen inzwischen gerne Marketingstrategien zum Vorbild: Deswegen geht es bei der Employee Experience ebenso wie bei der Customer Experience um möglichst positive Erfahrungen mit einem Unternehmen. Die „Moments that Matter“ fangen schon beim Bewerbungsprozess an.
Unter Employee Experience verstehen Personalvermittler alle Erlebnisse, die Beschäftigte mit ihrem Job verbinden. Dabei geht es um die Summe aller Erfahrungen während der Zeit im Unternehmen. Deswegen sprechen wir bei BECKER + PARTNER eher von Employee Journey. Dieser Begriff stammt ebenfalls aus dem Marketing: Die Reise des Kunden soll vom ersten Kontakt mit einem Produkt bis zum Kauf möglichst angenehm sein.
Jede Reise hat ihre Schlüsselmomente, die sogenannten „Moments that matter“. Das können kleine oder große Momente sein – jeder für sich beeinflusst das Gesamtempfinden. Ganz entscheidend sind vor allem die Erfahrungen in den ersten Wochen bei einem neuen Unternehmen. Nach unserer Erfahrung liegt hier der Grundstein, ob der Neuling langfristig beim Unternehmen bleibt oder sich insgeheim schon wieder in den Jobbörsen umsieht.
Ohne Onboarding geht es nicht (mehr)
Häufig ist die Reise bereits während der Bewerbungsphase zu Ende. Sind die ersten Kontakte mit dem Unternehmen negativ, kommt es in der Regel gar nicht erst zum Arbeitsvertrag. Mit der Unterschrift einer Bewerberin oder eines Bewerbers beginnt dann die Employee Journey. Für uns als Headhunter ist dann ein gutes Onboarding richtungsweisend und entscheidet darüber, ob es eine Weltumsegelung oder doch nur ein Wochenendtrip wird.
In diesen wichtigen ersten Wochen ist der erste Arbeitstag natürlich der Schlüsselmoment. Personalexperten vergleichen ihn gerne mit dem ersten Schultag – auch daran erinnern sich die meisten Menschen zurück. Ebenso ist es im Job. Viele Unternehmen haben inzwischen erkannt, wie wichtig es ist, den Eingewöhnungsprozess zu erleichtern und lassen neue Mitarbeiter zunächst von Paten begleiten.
Emotionale Momente machen den Unterschied bei der Employee Experience
Rein äußere Dinge, wie ein ergonomischer Arbeitsplatz und funktionierende Technik, gehören zu den „Moments that Matter“, ebenso wie eine Beförderung. Auch die Speisekarte der Kantine darf bei der Sammlung positiver Erfahrungen nicht fehlen. Da kann es schon einen Unterschied machen, ob für Vegetarier, Veganer und Fleischliebhaber gleichermaßen gesorgt wird. Aber bedeutender sind die emotionalen Momente, die in erster Linie mit der Kultur des Unternehmens zu tun haben. Gute Kommunikation, Wertschätzung und Respekt sind für die Beschäftigten am wichtigsten, das zeigen alle Befragungen unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
In der Personalbeschaffung hat die Employee Experience, kurz EX, mittlerweile einen hohen Stellenwert. Laut einer Umfrage unter 130 HR-Verantwortlichen beschäftigen sich bereits knapp 40 Prozent der Unternehmen bereits mit dem Thema oder setzen es schon aktiv um. Weitere 30 Prozent wollen sich in Zukunft damit beschäftigen. Und so führt auch in den Arbeitsprozessen der Personalberater definitiv kein Weg daran vorbei. Nur mit positiven Erfahrungen lassen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf Dauer halten und neue dazugewinnen. Hinzu kommt, dass zufriedene Mitarbeiter produktiver sind und sich mehr für ihr Unternehmen einsetzen.
Weniger Bürokratie, lieber zuhören
Die Mitarbeiterzufriedenheit wird in vielen Unternehmen bereits regelmäßig abgefragt. Das Problem: auch nach abgegebenem Feedback ändert sich selten etwas. Dabei sollten Unternehmen genau hinhören, wo der Schuh bei den Beschäftigten drückt und dann überzeugend versuchen Abhilfe zu schaffen. Bleiben die Stimmungsabfragen folgenlos, führt das in der Regel zu mehr Frust in der Belegschaft und man erzeugt damit das genaue Gegenteil von positiven Erlebnissen. Auch mit einer schlanken Verwaltung können Unternehmen punkten: Je weniger man sich mit kleinteiliger Organisation aufhält, desto mehr Energie ist für die Optimierung der Produkte oder Dienstleistungen da.
Wenn Sie die Zufriedenheit Ihrer Beschäftigten messen möchten, unterstützen wir Sie gerne dabei – vom Fragebogen über die entsprechende Technik bis zur Auswertung. Anhand des Feedbacks machen wir Vorschläge, in welchen Bereichen sich etwas verbessern ließe.
KMU können beim Mutterschutz oder Homeoffice punkten
Es gibt Unternehmen, die die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter in den Mittelpunkt stellen und dafür richtig investieren: Hier sorgt dann der Chief Employee Experience Manager für Wohlfühlatmosphäre in der Belegschaft. Andere Firmen setzen auf Feel-Good-Manager, um gute Vibes zu erzeugen. Für kleinere mittelständische Unternehmen ist ein Vollzeit-Wohlfühlmanager eher keine Option. Unserer Meinung nach sollten sie dafür ihre Vorteile ausspielen: flache Hierarchien, kurze Wege und eine gute Unternehmenskultur. Außerdem können sie ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beispielsweise mit großzügigen Regelungen beim Mutterschutz, Homeoffice oder flexiblen Arbeitszeiten ihre Wertschätzung zeigen.
Gerade in kleineren oder mittleren Unternehmen erleben Angestellte häufig „Moments that Matter“: Wenn die Belegschaft einem Kollegen den Rücken freihält, weil es in der Familie einen Krankheitsfall gibt. Oder wenn der Chef Sonderurlaub beziehungsweise besonders flexible Arbeitszeiten anbietet, weil Nachwuchs kommt. Solche Momente verbinden ungemein. Und selbst wenn sie manchmal großen Aufwand für ein kleines Unternehmen bedeuten, ist die Wirkung enorm. Aber auch Goodies wie Betriebsfeste oder Job-Tickets machen einen Unterschied und benötigen keinen eigenen Feel-Good-Manager.
Wir verdeutlichen unseren Kunden jedoch immer wieder, dass sich positive Employee Experiences nicht mit wenigen Stellschrauben und am besten noch über Nacht erreichen lassen. Firmen sollen sich lieber auf einen Marathon einstellen, bei dem sie ihre Athleten über die gesamte Strecke möglichst individuell betreuen und für zahlreiche positive Momente sorgen. Der Aufwand lohnt sich, wenn Zufriedenheit und Produktivität steigen.