Jobsharing für Führungskräfte: Mehr als eine New-Work-Phantasie

6. März 2024

Insbesondere in Führungspositionen war Jobsharing lange verpönt. Mittlerweile sehen einige Unternehmen die Vorteile, Leitungsaufgaben auf mehrere Schultern zu verteilen. Doch mehr Mut zum Wandel ist hier nötig.

Die Ansprüche an Führungskräfte sind in den vergangenen Jahren gestiegen, die Aufgaben deutlich komplexer geworden. Andererseits sind viele junge Talente nicht mehr bereit, sich mit endlosen Überstunden für ihren Job aufzureiben. Sie möchten Verantwortung tragen, zugleich jedoch Familie und anderen Interessen gerecht werden. Jobsharing oder auch Co-Leadership sind hier die naheliegenden Lösungen. Zumal Studien belegen, dass Teilzeitkräfte meist kreativer und motivierter sind. Darüber hinaus sind sie oft besser strukturiert, da sie die knappen Arbeitsstunden gut einteilen müssen.

Für die Tandempartner heißt das, gemeinsam Probleme lösen, Entscheidungen treffen oder Konzepte entwickeln. Dafür müssen beide allerdings echte Teamplayer sein und möglichst weitere Soft-Skills wie Empathie und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Harmoniert das Duo, hat das auch für das Team große Vorteile: Es gibt immer einen Ansprechpartner, auch wenn ein Tandempartner im Urlaub ist. Außerdem profitieren die Beschäftigten im besten Fall vom Fachwissen von zwei Personen.

Mit flexiblen Arbeitsmodellen Top-Talente erreichen

Der Fachkräftemangel zeigt sich nach wie vor in allen Bereichen. Für Führungspositionen sehen wir aus der Sicht einer Personalberatung jedoch noch dringender die Notwendigkeit für innovative Konzepte und die Bereitschaft zum Wandel. Sonst wird es immer schwieriger, Top-Positionen zu besetzen und die Menschen dort zu halten. Denn die Gen Z, aber ebenso ihre Vorgänger der Generation Y, fordern mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort. Arbeitgeber sind in unseren Augen gut beraten, das nicht als Anspruchsdenken abzutun, sondern die Vorteile zu sehen. Teilzeitmodelle haben sich in vielen Studien als agiler erwiesen als starre Vollzeitmodelle.

Die meisten Jobsharing-Modelle sehen eine 50:50-Aufteilung vor. Doch auch andere Gewichtungen sind denkbar. Bei Top-Positionen ist überwiegend von mehr als einer 40-Stunden-Woche auszugehen. Wir als Personalberater meinen, dass es daher sehr sinnvoll ist, mehr als eine Vollzeitstelle auszuschreiben und diese dann beispielsweise im Verhältnis 60:60 oder 70:50 zu besetzen. Diese Überschneidungen sind auch wichtig, damit die Zusammenarbeit reibungsloser funktioniert.

Co-Leadership ist noch wenig verbreitet

Tandems auf Führungsebene sind nach wie vor selten. Mit BASF und BMW setzen zwei führende Unternehmen in Deutschland darauf. Doch auch für den Mittelstand lohnt sich ein solches Modell. Sie stärken damit nicht nur ihr Employer Branding. Sie zeigen zudem, dass es ihnen Ernst ist mit dem Anspruch, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Häufig scheitert diese Absicht noch an langen Arbeitswochen, die kaum Zeit für die Familie lassen. Hinzu kommt, dass Unternehmen es sich nicht leisten sollten, auf die Skills von Frauen zu verzichten, die ihre Kinder erziehen wollen, und daher maximal eine Teilzeitstelle suchen. Für Väter ist Co-Leadership ebenfalls interessant – so können sie einen gleichberechtigten Teil der Sorge für den Nachwuchs übernehmen.

Die positive Work-Life-Balance spricht in unseren Augen ganz klar für Co-Leadership. Ein weiterer positiver Effekt ist die Aufteilung der Verantwortung. Heutzutage fungieren Führungskräfte vielfach eher als Coaches denn als Vorgesetzte. Das erfordert mehr Zeit und bringt oft auch mehr psychische Belastungen mit sich – Burn-outs oder andere psychische Erkrankungen sind häufig die Folge. Die Verantwortung auf mehrere Köpfe zu verteilen, dient also auch dem Gesundheitsschutz der Führungskräfte. Weiterer positiver Effekt: Werden Top-Leute nicht über Gebühr belastet, sind sie zufriedener und bleiben dem Unternehmen eher treu.

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