Warum nonverbale Kommunikation auch am Arbeitsplatz so wichtig ist

19. Dezember 2023

Ob beim Vorstellungsgespräch, in Gehaltsverhandlungen oder beim Plausch in der Kaffeeküche: Wenn Menschen aufeinandertreffen, ist oft gar nicht entscheidend, was sie sagen, sondern vielmehr, was Körpersprache oder Mimik über sie verraten.

Sage und schreibe über 90 Prozent unserer Kommunikation findet ohne Worte statt – zu diesem Schluss kommt eine Vielzahl Studien. Grund genug, sich diese Form der Kommunikation genauer anzusehen. Jeder Mensch hat vermutlich schon erlebt, dass sein Gegenüber etwas sagt, und man sich darüber klar ist, dass derjenige etwas ganz anderes meint. Beispielsweise, wenn jemand behauptet, es gehe ihm gut, obwohl hängende Schultern und eine kraftlose Stimme eher das Gegenteil ausdrücken.

So gut wie alle Menschen haben die Fähigkeit, solche nonverbalen Signale zu erkennen und zu entziffern. Bei einigen Menschen ist diese Intuition jedoch stärker ausgeprägt als bei anderen. Hinzu kommt, dass viele Menschen das eigene Bauchgefühl nicht mehr richtig wahrnehmen. Dabei hilft die Intuition uns – sowohl in privaten Beziehungen als auch in der Arbeitswelt. Als Personalberater verlassen wir uns in sehr vielen Fällen darauf, was wir zwischen den Zeilen lesen. Gute Führungskräfte bringen diese Fähigkeit ebenfalls mit. Die beruhigende Nachricht ist: Das verschüttete Wissen lässt sich mit ein bisschen Achtsamkeit wieder aktivieren.

Was ist nonverbale Kommunikation?

Nonverbale Kommunikation umfasst viele Formen. Da ist zum einen die Körpersprache: Die Hände vor der Brust zu verschränken, signalisiert Abwehr. Eine gebückte Haltung zeigt Unsicherheit. Auch Gesten zählen häufig zur Körpersprache, beispielsweise, wenn jemand den Zeigefinger drohend hebt oder mit den Achseln zuckt. Allerdings gibt es hier kulturelle Unterschiede. Für Italiener oder Portugiesen ist es normal, mit vielen Gesten zu sprechen, während die Menschen im Norden Europas eher sparsam damit sind.

Anders ist es bei der Mimik. Quer durch die Kulturkreise zeigt sich Freude in einem strahlenden Lächeln oder Angst an weit aufgerissenen Augen. Überall auf der Welt sind dieselben Gesichtsmuskeln verantwortlich, wenn wir überrascht, besorgt oder gestresst aussehen. Nicht umsonst gibt es Ausdrücke wie „es steht ihm ins Gesicht geschrieben“. Als Führungskraft oder auch im Kollegenkreis ist es ratsam, auf solche nonverbalen Gefühlsausdrücke zu achten und gegebenenfalls nachzufragen, ob alles in Ordnung ist.

Mimik und Blick sagen mehr als 1.000 Worte

Neben der Mimik ist der Blick eine der deutlichsten Formen nonverbaler Kommunikation. Ein fragender Blick reicht häufig, um zu signalisieren, dass etwas besser erklärt werden muss. Genauso kann man sein Gegenüber allein mit einem Blick zurechtweisen oder sich solidarisieren. Gerade im Job trauen sich viele Menschen nicht, vor dem gesamten Team Fragen zu stellen – selbst wenn sie noch Klärungsbedarf haben. Daher sollten Führungskräfte nicht allein aus Höflichkeit bei Meetings ab und zu in die Runde schauen.

Noch wichtiger ist der Blick, um Vertrauen aufzubauen. Ein offener Blick wirkt vertrauensbildend und signalisiert Aufrichtigkeit. Wer an seinem Gegenüber vorbei schaut, erscheint dagegen unsicher, desinteressiert oder verlegen. Ein nach unten gerichteter Blick zeigt Furcht oder Scham. Innerhalb des Teams, aber auch als Vorgesetzter, sollte es selbstverständlich sein, auf Augenhöhe zu kommunizieren und seinen Gesprächspartner dabei anzusehen. Ein Lächeln, deutliches Nicken und klare Signale vermitteln Hinwendung.

Richtiger Abstand und treffender Ton

Der Abstand zwischen den Gesprächspartnern ist ebenfalls Ausdruck nonverbaler Kommunikation. Doch auch hier gibt es kulturelle Unterschiede. In Afrika oder Südamerika ist der Abstand grundsätzlich geringer als beispielsweise in Mittel- und Nordeuropa, wo es die meisten unangenehm finden, wenn Fremde ihnen zu nahe kommen. Andererseits ist Abstand eine Form der Kommunikation: Ein Näherrücken kann Zuneigung ausdrücken, aber auch einen Machtanspruch. Nicht umsonst stehen sich diskutierende Fußballspieler oft Nase an Nase gegenüber – wer zurückweicht, verliert.

Der Ton macht die Musik: Auch dieses geflügelte Wort hat einen wahren Kern. Der Tonfall verrät viel über das Gefühlsleben des Sprechers oder der Sprecherin. Wer ohne Betonung spricht, langweilt nicht nur sein Gegenüber, sondern vermittelt, dass er selbst gelangweilt ist. Eine tonlose Stimme kann aber auch auf Furcht oder wenig Selbstbewusstsein hindeuten. Wer wütend ist, wird dagegen meistens laut. Tonfall und Lautstärke zählen zur sogenannten paraverbalen Kommunikation, ebenso wie die Sprachmelodie, Pausen oder die Geschwindigkeit beim Sprechen. Ein weiteres Zeichen nonverbaler Kommunikation ist der Habitus. Darunter fällt das gesamte Erscheinungsbild einer Person – ihr Auftreten, die Kleiderwahl oder die Frisur.

Schlüssel zum Erfolg für Führungskräfte und Personalverantwortliche

Nonverbale Kommunikation funktioniert unbewusst. Deswegen ist sie so authentisch. Für Mitarbeiter einer Personalberatung ist sie extrem hilfreich, um einen Eindruck zu bekommen, der über das Gesagte hinaus geht. Auch Führungskräfte sollten auf nonverbale Signale achten. So können sie Unstimmigkeiten im Team früher erkennen und gegensteuern. Ebenso wichtig ist es für Vorgesetzte, mit Blicken, Gesten oder durch Zuhören zu zeigen, dass die Beschäftigten auf sie zählen können. Voraussetzung ist allerdings, diese Formen der Kommunikation auch wahrzunehmen.

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