Was Personalberater von Personalvermittlern unterscheidet
23. Oktober 2023
Personalberater, Headhunter oder Personalvermittler: Immer mehr Unternehmen setzen auf externe Personaldienstleister, wenn sie offene Stellen besetzen wollen. Die Berufsbezeichnungen vermischen sich dabei häufig. Doch es gibt Unterschiede – vor allem, was die Vorgehensweise angeht.
Personalberater gehen auf potenzielle Kandidatinnen und Kandidaten zu. Sie suchen in Karrierenetzwerken gezielt nach geeigneten Bewerbern. Active Sourcing oder Direct Search nennen sich diese Herangehensweisen. Darüber hinaus haben gute Personalberatungen immer auch ein umfassendes eigenes Netzwerk, auf das sie zurückgreifen. Doch die Arbeit der Personalberater fängt normalerweise schon viel früher an: Sie verschaffen sich ein Bild von dem Unternehmen und den spezifischen Anforderungen an die zu besetzende Stelle. Wenn zusätzlich zur Direktansprache noch eine Stellenanzeige geschaltet werden soll, unterstützen sie bei der Formulierung. Eine klare Vorstellung, welche Ansprüche die Kandidatin oder der Kandidat erfüllen sollen, ist unserer Erfahrung nach, die halbe Miete für ein langfristiges Arbeitsverhältnis. Daher ist die Arbeit einer Personalberatung hier so wertvoll.
Executive Search = Headhunter
Bei der Executive Search, auf die wir bei Becker + Partner spezialisiert sind, geht es vor allem darum, Fachkräfte für Top-Positionen zu finden. Der Begriff Executive Search entspricht am ehesten dem des Headhunters. Persönliche Kontakte, viel Fingerspitzengefühl und Vertraulichkeit sind dabei das A und O, denn die potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten sind meist nicht aktiv auf der Suche nach einem neuen Job. Doch sie lassen sich oft durch die Aussicht auf die nächste Karrierestufe, eine neue Herausforderung oder ein höheres Gehalt überzeugen.
Entscheidend ist jedoch, dass Bewerber und Unternehmen nicht nur fachlich, sondern auch persönlich zusammenpassen. Dafür sind viele Gespräche mit allen Beteiligten nötig, um herauszufinden, was Kandidat und Unternehmen voneinander erwarten. Eine Fehlbesetzung bei Leitungspositionen betrifft das gesamte Team und oft sogar das gesamte Unternehmen. Daher setzen Firmen verstärkt auf Personalberatungen mit langjährigem Know-how, um ihre Führungspositionen ideal zu besetzen.
Executive Search-Berater sind in erster Linie im sogenannten verdeckten Stellenmarkt aktiv. Das heißt, sie verlassen sich auf persönliche Empfehlungen und ihre über die Jahre aufgebauten und gepflegten Kontakte. Schließlich erscheinen nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarktforschung nur 35 Prozent aller Stellen auf dem offenen Arbeitsmarkt, also in Stellenanzeigen, auf die jeder Zugriff hat.
Personalberater oder Headhunter: Bezeichnungen sind nicht geschützt
Grundsätzlich kann sich jeder Personalberater, Executive Search-Berater oder Headhunter nennen, denn die Berufsbezeichnungen sind nicht geschützt. Die Beraterinnen und Berater haben ganz unterschiedliche Hintergründe – oft haben sie BWL, Sozialwissenschaften oder Informatik studiert. Viele Personalberatungen sind auf bestimmte Branchen spezialisiert und haben entsprechend Berater mit einem passenden Hintergrund in ihren Reihen. Doch auch Quereinsteiger sind gerne gesehen – ihr Vorteil ist der objektivere Blick auf ein Unternehmen oder eine Branche.
Unternehmen, die eine Personalberatung beauftragen, schätzen die ganzheitliche Betreuung. Sie können den kompletten Bewerbungsprozess, angefangen bei der Formulierung der Ansprüche an den neuen Mitarbeiter über die Suche auf verschiedenen Kanälen bis hin zur Vorauswahl, auslagern. Auch beim Onboarding oder der Personalentwicklung unterstützen Personalberater auf Wunsch. HR-Abteilungen haben oft weder die Zeit noch die Expertise für eine aktive Suche. So gaben Unternehmen selbst an, dass im Jahr rund 20 Wochen vergingen, bis eine Stelle neu besetzt wurde (siehe Grafik). Bei der Zusammenarbeit mit einer Personalberatung dauert es laut Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen nur 12 Wochen bis zum Vertragsabschluss.
Personalvermittler arbeiten auf Provisionsbasis
Im Unterschied zu den Personalberatern konzentrieren sich Personalvermittler vorwiegend auf die Suche nach Bewerberinnen und Bewerbern. Meist kommen sie erst ins Spiel, wenn die Stellenbeschreibung schon fertig ist. Anders als Personalberater oder Executive Search-Berater sind Personalvermittler oft nicht exklusiv beauftragt, das heißt, die Unternehmen geben die Stellenanzeige an verschiedene Personalvermittler. Erst bei erfolgreicher Vermittlung erhalten sie eine Provision. Personalvermittler präsentieren einen größeren Pool an passenden Kandidatinnen und Kandidaten. An dieser Stelle endet der Auftrag normalerweise. Denn der Kunde entscheidet anhand der Unterlagen, wen er kennenlernen möchte. Auch bei den persönlichen Gesprächen ist in der Regel von der Personalvermittlung niemand dabei.
Personalberater suchen ganz gezielt nach dem passenden Match. Diese Suche ist aufwendiger, weil sie sehr individuell und diskret sein muss. In Zeiten des Fachkräftemangels wird die Bedeutung beider Berufsfelder immer wichtiger, denn der gesamte Recruiting-Prozess verlangt viel Aufmerksamkeit und Personalabteilungen, insbesondere von kleinen und mittleren Unternehmen, können diese intensive Begleitung oft nicht bieten.