Immer mehr Beschäftigte wollen den Job wechseln

10. Oktober 2023

Jeder vierte Angestellte sucht laut einer aktuellen Umfrage aktiv oder gelegentlich nach einem neuen Job. Noch mehr Menschen, nämlich 37 Prozent, können sich einen Wechsel vorstellen, wenn die Bedingungen stimmen. Noch vor wenigen Jahren war ein Jobwechsel für über 80 Prozent der Beschäftigten kein Thema. Für das Umdenken gibt es gleich mehrere Gründe.

Ein zu geringes Gehalt ist der Hauptgrund für einen Jobwechsel: Das geben 34 Prozent in der Umfrage der Beratungsgesellschaft EY als Motiv an. Doch auch der Umgang der Vorgesetzten mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist für viele ein Grund das Unternehmen zu verlassen. 29 Prozent sagen, dass sie deswegen schon einmal gekündigt haben. Dritthäufigster Grund für einen Jobwechsel ist die Unzufriedenheit mit der Unternehmenskultur.

Vor zwei Jahren war ein Jobwechsel für mehr als die Hälfte der Befragten kein Thema, im Jahr 2017 sogar für über 80 Prozent. In der jetzigen Studie sind es nur noch 37 Prozent der Befragten, die sich nicht damit beschäftigen. Diesen Trend können wir von der Personalberatung Becker + Partner bestätigen. Zu Beginn der Corona-Pandemie stand für die meisten die Jobsicherheit an erster Stelle. Im weiteren Verlauf der Krise haben jedoch viele Menschen grundsätzliche Dinge und auch ihren Job in Frage gestellt. Das zeigt sich für uns als Personalberater in der Forderung nach einer besseren Balance von Arbeit und Freizeit und vor allem darin, dass die Menschen mehr Wert auf eine sinnstiftende Arbeit und Wertschätzung im Job legen. Aber auch die gestiegenen Lebenshaltungskosten führen dazu, dass Arbeitnehmer sich nach besser bezahlten Alternativen umsehen. Der Fachkräftemangel gibt dann oft noch den entscheidenden Anstoß, denn selten war die Zuversicht größer, im Zweifel schnell wieder einen neuen Job zu finden. Das lässt sich auch daran ablesen, dass knapp 90 Prozent der Befragten ihren Arbeitsplatz grundsätzlich für sicher halten.

Jüngere eher bereit zu kündigen, wenn etwas nicht stimmt

Die EY-Umfrage zeigt, dass vor allem jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich nicht mit schlechter Bezahlung oder schlechter Führung abfinden. 41 Prozent der 21- bis 35-Jährigen erklärt, schon einmal wegen eines als zu niedrig empfundenen Gehalts den Arbeitgeber gewechselt zu haben. Bei den 36- bis 50-Jährigen sind das nur 37 Prozent und bei den älteren Arbeitnehmern lediglich 26 Prozent. Unzufriedenheit mit den Vorgesetzten war bei über 32 Prozent der jüngeren Beschäftigten ein Kündigungsgrund, bei der mittleren und ältesten Altersklasse bestätigten das 29 beziehungsweise 28 Prozent.

Auch die Loyalität zum Arbeitgeber ist laut der EY-Umfrage deutlich zurückgegangen. Nur noch 13 Prozent fühlen sich dem Unternehmen, für das sie arbeiten, eng verbunden. Vor sechs Jahren lag der Anteil noch bei 34 Prozent. 28 Prozent geben in der aktuellen Umfrage an, sich wenig oder gar nicht verbunden zu fühlen. Vor zwei Jahren sagten das lediglich 19 Prozent.

Unternehmen müssen gegensteuern

Für Unternehmen ist es daher entscheidend, die Gründe für die Wechselbereitschaft zu erkennen und gegenzusteuern. Welche Benefits Beschäftigte sich von ihrem Arbeitgeber wünschen, wurde in der Studie ebenfalls gefragt. Flexible Arbeitszeiten, beispielsweise mit einer 4-Tage-Woche oder Teilzeitmöglichkeiten, sind für einen Großteil der Befragten am wichtigsten: 63 Prozent hätten das gerne in ihrem Job. Ein Ausgleich für geleistete Mehrarbeit folgt mit 58 Prozent direkt danach. Überstunden sollen entweder bezahlt werden oder abgefeiert werden können. Weiterbildungsmöglichkeiten stehen ebenfalls weit oben auf der Wunschliste der Beschäftigten (57 Prozent). Deutlich dahinter mit etwa 42 Prozent liegen Benefits wie Gesundheitsförderung, Bonuszahlungen, flexible Arbeitsorte oder Jobtickets.

Nicht alle Benefits müssen teuer sein. Wünsche nach Teilzeitbeschäftigung oder flexiblen Arbeitsorten sind eher ein organisatorisches Problem. Wir raten unseren Kunden zu prüfen, welche Benefits sich umsetzen lassen und dabei auch mal neue Wege auszuprobieren. Denn sie sollten alles dafür tun, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.

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