Arbeitswelt 4.0 – Employee Experience als Basis für Mitarbeiterbindung

2. Mai 2022

Die richtigen Fachkräfte zu finden ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen. Doch wer es geschafft hat, begehrte Talente für sich zu gewinnen, kann sich nicht darauf ausruhen. Es gilt, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter langfristig an sich zu binden. Deswegen ist eine positive Employee Experience so wichtig.

Sie ist neben der Customer Experience und der Candidate Experience die dritte wichtige Säule für den Erfolg eines Unternehmens. Denn zufriedene und motivierte Angestellte erhöhen die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Die Employee Experience oder auch Employee Journey meint eine Vielzahl von Faktoren: Letztlich gehört dazu jede Erfahrung, die ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin mit dem Unternehmen macht. Je nachdem, wie diese Erlebnisse aussehen, beeinflussen sie Engagement und Leistungsbereitschaft, aber auch, ob die Beschäftigten das Unternehmen weiterempfehlen. Außerdem entscheiden diese Erfahrungen, wie sehr sich der- oder diejenige mit dem Arbeitgeber identifiziert.

Ergonomische Arbeitsplätze sind Teil der Employee Experience

Dazu zählt einerseits der äußere Eindruck: gibt es augenfreundliche Bildschirme, höhenverstellbare Tische sowie ergonomische Bürostühle? Stammt der Teppich aus dem vergangenen Jahrtausend oder sind die Büroräume modern und freundlich? Aber auch Begegnungsstätten, Kaffeeecken oder eine Kantine gehören zum Wohlfühlerlebnis bei der Arbeit.

Insbesondere für junge Talente haben andere Faktoren allerdings mehr Gewicht. Sie wünschen sich eine sinnhafte Tätigkeit, beispielsweise einen Job, der zur Lösung der Energiewende beiträgt. Außerdem wollen sie sich mehr beteiligen und Verantwortung bekommen.

Was macht die Beschäftigten zufrieden?

Nur wer die Bedürfnisse und Wünsche seiner Mitarbeiter kennt, kann ein Umfeld schaffen, in dem sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wohl fühlen. Dabei sind die Ansprüche so individuell wie die Menschen, die in einem Unternehmen zusammenkommen. Während der eine die Work-Life-Balance höher schätzt als alles andere, sind für den nächsten Aufstiegsmöglichkeiten eine entscheidende Motivation. Je nach Lebensphase unterscheiden sich die Wünsche auch noch einmal. Für junge Eltern ist mehr Freizeit sicher ein größerer Ansporn für ihr Engagement als die nächste Stufe auf der Karriereleiter. Daher passt der Begriff Employee Journey für meine Begriffe auch noch besser. Er zeigt, dass es sich um eine lange gemeinsame Reise handelt.

Doch egal an welcher Station ihrer Reise sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befinden – Vertrauen und Wertschätzung stehen immer weit oben auf der Wunschliste. Die Unternehmenskultur und wie ein Unternehmen organisiert ist gehören zur kulturellen Umgebung, ebenso wie Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten oder eine angemessene Bezahlung. Wir sehen es täglich bei unserer Arbeit in der Personalberatung – wer hier überwiegend positive Erfahrungen macht, für den ist ein Wechsel meist kein Thema.

Folgenlose Umfragen haben Folgen für das Employer Branding

Viele Unternehmen messen inzwischen regelmäßig die Mitarbeiterzufriedenheit. Dafür gibt es eine Reihe von technischen Tools. In anonymen Umfragen werden Führungspersonal und Arbeitsbedingungen bewertet. Wenn wir mit unseren Kundinnen und Kunden sprechen, zeigt sich häufig, dass nach einer Umfrage gar nichts passiert. Als Personalberater kann ich da nur warnen: Das führt bei den Befragten zu noch mehr Frust. Die höchste Stufe der negativen Employer Experience sozusagen. Denn sie möchten, dass ihr Arbeitgeber ihnen zuhört und sie mitnimmt. Wir raten unseren Kunden, die Mitarbeitenden zu befragen. Allerdings sollten sie die Ergebnisse dann auch auswerten und entsprechend reagieren. Eine solches Stimmungsbild muss gar nicht aufwendig sein. Becker + Partner erarbeitet für Sie gerne einen Vorschlag, der sich auch technisch leicht umsetzen lässt.

Transformation und Gesundheit aktiv ansprechen

Unternehmen sollten auch von sich aus die Dinge ansprechen, die ihren Beschäftigten im Arbeitsleben wichtig sind. In der Arbeitswelt 4.0 sind das beispielsweise die Themen Transformation und Gesundheit, ebenso wie Vielfalt und Inklusion. Vielen Menschen machen die zunehmenden Veränderungen Angst. Oft haben sie Sorge, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. In Corona-Zeiten hat das Thema Gesundheit mehr Aufmerksamkeit bekommen als früher. Das sollten Unternehmen sich im Interesse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch im eigenen Interesse, zunutze machen. Eine Möglichkeit sind beispielsweise zusätzliche Gesundheitsleistungen. Auch das stärkt die Attraktivität als Arbeitgeber.

Endlich geht es um die Mitarbeiterbedürfnisse

Dass die Wünsche und Bedürfnisse der Mitarbeitenden mehr Aufmerksamkeit bekommen, finden wir als Personalberater eine absolut positive Entwicklung. Denn häufig bewegt die Erfahrung, dass Ideen nicht gehört werden oder Hierarchien unveränderbar zementiert sind, motivierte Fachkräfte zu einem Wechsel. Außerdem verbringt der Mensch in einem normalen Vollzeit-Beschäftigungsverhältnis rund 40 Stunden in der Woche für seinen Arbeitgeber.

In diesem Zusammenhang verändern sich allerdings auch die Aufgaben der Personalabteilung. Sie ist gefordert, die Mitarbeiterreise aktiv zu begleiten. Dazu gehören in unseren Augen zunächst Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten. Alles entscheidend ist jedoch die Frage nach der Mitarbeiterführung. Zwar wissen Personalverantwortliche eigentlich, dass die meisten Mitarbeiter das Unternehmen wegen ihrer Chefinnen oder Chefs verlassen. Ebenso wie ein großer Teil der Beschäftigten aufgrund des fehlenden Vertrauens oder fehlender Wertschätzung der Vorgesetzten lediglich noch Dienst nach Vorschrift macht. Trotzdem sehen wir, dass sich die Erkenntnis nur langsam durchsetzt, wieviel Potential dadurch letztlich verloren geht.

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